Öffentlicher Dienst - Vergütungsrunde 2000:
Fünf Prozent und Anpassung Ost
Die Tarifverhandlungen über die Anhebung der Gehälter
und Löhne der rund 3,1 Millionen Angestellten und Arbeiter
des öffentlichen Dienstes haben Ende März begonnen. Die
Tarifkommissionen von DAG und ÖTV (letztere auch DPG, GdP und
GEW vertretend) hatten im Februar eine Anhebung der Gehälter
und Löhne sowie der Ausbildungsvergütungen um 5 Prozent
für 12 Monate, ferner die Angleichung der Einkommen im Tarifgebiet
Ost auf 100 Prozent des Westniveaus als Forderungspaket beschlossen.
Der ÖTV-Vorsitzende Herbert Mai setzte die Fünf-Prozent-Forderung
in Beziehung zu der für das Jahr 2000 angenommenen Inflationsrate
von 1,5 Prozent und zu dem von den Wirtschaftsgutachtern vorhergesagten
Produktivitätszuwachs von 3,3 Prozent.
Bundesvorstandsmitglied Christian Zahn (DAG) erklärte die unterschiedliche
Bezahlung im Tarifgebiet Ost, die in der Praxis zu absurden Ergebnissen
führe, als nicht länger hinnehmbar: die Beschäftigten
in den sogenannten neuen Bundesländern erhielten bei 40 gegenüber
38,5 Wochenstunden 86,5 Prozent der Westvergütungen. Ziel der
beiden Gewerkschaften sei es, mit den Arbeitgebern von Bund, Ländern
und Gemeinden einen Stufenplan mit einer überschaubaren zeitlichen
Perspektive zu vereinbaren.
Ein Tarifdiktat, das die Vergütungsanhebung an
die Inflationsrate koppele, sei nicht hinnehmbar, hielten die Gewerkschaften
dem die Verhand- lungen führenden Bundesinnenminister Otto
Schily entgegen, als dieser ihnen vorrechnete, die Forderungen von
DAG und ÖTV würden die öffentlichen Haushalte mit
rund 20 Milliarden Mark belasten und verstärkten Personalabbau
auslösen. Die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen
Dienst hat sich zwischen 1991 und 1998 um 630.000 verringert.
In den großen Tarifbereichen Chemie und Metall sind inzwischen
erstaunlich schnell und geräuschlos sehr moderate
Tarifabschlüsse getätigt worden, die bei zwei- (oder fast
zwei-)jähriger Laufzeit eine zweistufige Lohnanhebung um jeweils
etwas über 2 Prozent vorsehen und die sogenannte Arbeitsplatz-Brücke
mit verbesserten Alters-Teilzeitregelungen zu schlagen versuchen.
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