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2000/02
Inhaltsverzeichnis

Kulturpolitik
Editorial
Die Hauptstadt-Skandale
Baden-Baden scheint kuriert
Fundbüro: Kollegiale Nachrede

Portrait
Das Nordharzer Städtebundtheater

Tanztheater
Bilanz zur Münchner „Dance“-Biennale 2000

Bericht
Lady Di und Jud Süß

Service
Recht: Die Privatisierung als Umweg zur Theaterschließung?
Recht: Das Bundesarbeitsgericht zur Mitwirkungspflicht der Opernchöre
VdO: Öffentlicher Dienst - Vergütungsrunde 2000
VdO: Tarifverhandlungen NV Chor/Tanz
Buch: Der Chormusikführer von Harenberg
Buch: Sozialgeschichte des Opernhauses Lissabon

 

 

Kollegiale Nachrede

Aus einem Interview, das der Redakteur der österreichischen Zeitschrift „profil“, Hans Reiter, mit dem Dramatiker, Regisseur und Schauspieler Franz Xaver Kroetz führte („profil“ vom 31.01.2000).

Reiter: Claus Peymanns erste Inszenierung am Berliner Ensemble ist Ihr deutsches Trauerspiel „Das Ende der Paarung“, dem eine tragische, aber fast schon vergessene Episode aus der Bonner Republik zugrunde liegt: der Doppelselbstmord der Grünenpolitiker Petra Kelly und Gert Bastian...

Kroetz: ... Mich hat die Befindlichkeit meiner Generation interessiert, die sich mit großen Erwartungen und Hoffnungen an die Veränderung der Welt gemacht und irgendwann gemerkt hat, dass all diese Hoffnungen den Bach runter gegangen sind. Ich wollte mein Stück auch nicht durch prominente Namen mit Bedeutung aufladen, wie das der Hans Kresnik macht, der am laufenden Band seine Stücke über Gründgens, Pasolini, Ernst Jünger und so weiter produziert. Das finde ich widerlich.

Reiter: Auch die Produktionen?

Kroetz: Die auch! Ich habe zwei Kresniks gesehen: „Gründgens“ und „Pasolini“. Da kann ich mich bloß noch an zwei Ministranten erinnern, die ihren Zipfel raushängen haben lassen. Einen solchen drögen, nach Skandal hechelnden, abgefuckten Theaterabend, der mich zu Tode gelangweilt hat, habe ich selten gesehen. Wie kommt der dazu, so einen Dreck mit so viel Bedeutung aufzublähen? Aber der Kresnik schmückt sich halt gern mit großen Namen, damit der Furz, den er produziert, ein bissl stinkt...

Reiter: In Ihrer Karriere als Theaterautor gab es viele Höhen und Tiefen. Hat das Auf und Ab in der öffentlichen Wertschätzung des Dramatikers Kroetz auch mit der schwankenden Qualität Ihrer Stücke zu tun?

Kroetz: Wo denken Sie hin? Das hat mit der Qualität meiner Stücke überhaupt nichts zu tun! Die Kunstkritik ist in einem derart miserablen Zustand, die ist gar nicht in der Lage, als Seismograf für ein Werk zu funktionieren. Die meisten Kritiker sind liebenswürdige, ungebildete, arme Würschtln. Ich kenne eine Menge davon. Die sind Gehetzte ihrer immer schneller werdenden Medien. Ich kann mit denen auch ein Bier trinken, aber ich käme nie auf die Idee, sie zu fragen, was sie von einem meiner Stücke halten. Weil sie keine Ahnung haben.

Reiter: Und die Leute im Theater? Die Intendanten, Dramaturgen, Regisseure, haben die mehr Ahnung?

Kroetz: Ach wo! Theater sind Dilettantenversorgungsanstalten. Dazu kommt noch, dass die Theaterleute immer so tun, als würden sie auf der Bühne etwas vom Leben erzählen. Aber die haben zum Leben ja gar keine Zeit mehr. Die sind ausschließlich mit ihrer Karriereplanung beschäftigt. Wir sind umzingelt von solchen Leuten... Ich habe auch in Hamburg inszeniert, bei dem angeblichen Erretter des deutschen Theaters, bei Herrn Baumbauer. So viel Scheißdreck habe ich sonst nirgends gesehen. Aber wenn Regisseure auf fremde Stücke draufscheißen, dann sollen sie sie auch so nennen: „Meine hundert Fürze“ – und nicht mit fremden Titeln hausieren gehen. Wie kommt der Autor dazu, als Fußnote einer Inszenierung zu dienen?

 

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