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Hoffnungen, Ängste, Gänsehaut
Drei VdO-Mitglieder über ihre Erinnerungen an Wende und Wiedervereinigung –
Im Gespräch mit Barbara Haack
25 Jahre Wiedervereinigung – 25 Jahre gemeinsame VdO. Die überbordenden Listen der Jubilare, die wir im Laufe dieses Jahres in „Oper & Tanz“ veröffentlicht haben, zeigen: Sehr viele Opernchormitglieder der Neuen Bundesländer sind kurz nach der Wende der vereinigten VdO beigetreten. Wie haben die Chorsänger die damalige Zeit erlebt? Was hat sich verändert – zum Besseren und zum Schlechteren? Barbara Haack hat mit drei VdO-Mitgliedern gesprochen, die die Zeit vor 25 Jahren bewusst miterlebt und sich für die Gewerkschaftsarbeit aktiv engagiert haben.
Margot Ehrlich, Semperoper Dresden
Margot Ehrlich war von 2008 bis 2015 Bundesvorsitzende der VdO. Bereits vor der Wende war sie Mitglied im Chorvorstand. Das bedeutete gleichzeitig auch Engagement im Gewerkschaftsvorstand. „Den Mund konnte ich noch nie halten“, sagt sie heute. Da fanden die Kollegen es sinnvoll, dass sie sich im Rahmen einer Funktion für sie einsetze. Für sie sprach auch, dass sie etliche Jahre nicht dem Reisekader angehörte. Obwohl sie Familie hatte, durfte sie die erste Zeit nicht zu Gastspielen ins westliche Ausland fahren.
Margot Ehrlich
Das Klima im Chor, so Ehrlich, sei angenehm gewesen. „Wir waren eine gute Gemeinschaft. Wir hatten natürlich auch gute Regisseure: Kupfer, Herz, Mielitz… Wir hatten Erfolg, und das schweißt zusammen.“ Im ereignisreichen Jahr 1989 begannen die Verwerfungen in der Semperoper allerdings bereits früh – und hausintern. Es gab Streit mit dem Intendanten Max Gerd Schönfelder, sowohl im Orchester als auch im Chor.
Und dann kam die legendäre „Fidelio“-Inszenierung von Christine Mielitz. Premiere war am 7. Oktober, am Tag der Republik, an dem die Politik noch, die Zeichen der Zeit missachtend, sich selbst und 40 Jahre DDR feierte. „Fidelio“ in Dresden zeigte ein anderes Bild. Der Gefangenenchor spielte sich hinter Stacheldraht ab. „Diese Inszenierung war für uns alle auch bedrückend. Im ersten Teil haben wir hinter der Bühne gestanden und zugehört, weil ja die Damen dort noch nicht singen. Der Stacheldraht ging nicht zu den Gefangenen auf der Bühne, sondern eigentlich zum Publikum, diente also nicht dazu, das Publikum vor den Gefangenen zu schützen, sondern eher umgekehrt. Das waren Dinge, die uns sehr beschäftigt haben, und wir haben gesagt: Irgendetwas stimmt hier nicht, das kann nicht gut gehen. Hoffentlich kommen wir da gut raus.“
Wenige Tage vorher waren Züge von der Prager Botschaft durch Dresden gefahren, es gab Randale auf der Straße. „Wir sind bei der Premiere alle mindestens ein oder zwei Stunden früher zum Dienst erschienen, weil wir nicht wussten, wie wir angesichts der Polizeipräsenz hinkommen würden“, erzählt Margot Ehrlich. „Im Haus war die Situation sehr angespannt. Als dann unsere Herren den Gefangenenchor gesungen haben, stand fast das ganze künstlerische Personal des Hauses auf den Seitenbühnen. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wir hatten alle Tränen in den Augen. Es gab nach dem Chor zehn Minuten Standing Ovations vom Publikum. So etwas hatten wir zuvor noch nie erlebt.“
Legendär: Der Gefangenenchor im Dresdner „Fidelio“. Foto: E. Döring
Kurz danach ging es zum Gastspiel nach Leningrad und anschließend nach Minsk. Zeitgleich nahmen die Querelen mit dem Intendanten zu. Eine Gruppe aus zehn Personen, zu denen auch Margot Ehrlich gehörte, entschloss sich, den Intendanten zu entmachten und abzusetzen. In der Folge wurde das Haus von einem Konsortium geleitet; auch hier war Margot Ehrlich dabei. „Es war eine Umbruchsituation, die man heute kaum noch vermitteln kann“, erklärt sie. Und: „Heute fragt man sich: Wie konnte man diese Zeit mit so viel Engagement und so wenig Schlaf eigentlich überstehen?“
Parallel zu den Veränderungen innerhalb des Hauses entwickelte sich die Unzufriedenheit mit dem System. Die Wende selbst erlebte der Chor wiederum in der UdSSR. „Wir wussten nicht, was zu Hause los war. Es hatte etwas Surrealistisches. Wir hingen jeden Tag an irgendwelchen Nachrichtensendern, um etwas mitzubekommen, erreichten dann über die Botschaft, dass wir täglich informiert wurden über das, was in der DDR passierte. Wir hatten auch Angst um unsere Familien. Unsere Männer waren in einem Alter, wo sie noch hätten eingezogen werden können. Das machte uns Angst. Als wir wieder zurückkamen, war die Messe gelesen. Ich war gerade zurück, da hörte ich abends im Fernsehen die Konferenz mit Herrn Schabowski.“
Wenig später, im Dezember, kam bereits die Einladung zu einer Gewerkschaftsversammlung nach Berlin. Es kam zum ersten Kontakt mit Kollegen der VdO, auch mit Kollegen der Deutschen Oper Berlin. Dort ging die neue Gewerkschaftsarbeit los. „Das war wie ein Rausch, fast ein bisschen unheimlich.“ Fast alle Chorsänger entschieden sich gegen den Beitritt in die IG Medien, die Folgeorganisation des FDGB. „Weil die sich anmaßten, für uns reden und verhandeln zu müssen. Das wollten wir nicht mehr.“ Das war mit ein Grund dafür, dass die zunächst eigenständige DDR-Gewerkschaft sich sehr schnell für die Vereinigung mit der VdO-West entschied. „Wir wollten eben nicht mehr den Einheitstarifvertrag (RKV) für alle Künstler, wir wollten einen Tarifvertrag haben, der für die einzelnen Sparten unterschiedlich war. Es reichte mit den großen Gewerkschaften. Da gehen die kleinen Berufsgruppen unter. Die Gefahr besteht ja jetzt wieder. Man glaubt gar nicht, wie langlebig manche Ideen sind.“
Plakatankündigung in Dresden
Nicht nur die Tarif-, auch die Arbeitssituation veränderte sich mit dem neuen Tarifvertrag. Probezeiten wurden reduziert. „Bei Kupfer standen wir zum Beispiel zwei mal am Tag vier Stunden auf der Bühne. Da wussten die Knie, was sie getan haben.“ In der DDR waren drei Stunden musikalische Probe, vier Stunden szenische Probe üblich. Heute sind es zwei beziehungsweise drei Stunden plus Pause.
Enttäuschend für die Chorsänger der Semperoper war, dass sich die westdeutschen Kollegen zunächst kein Bild über ihr Leistungsvermögen machten. Die mangelnde künstlerische Wertschätzung änderte sich erst mit der Zeit. Was bekanntermaßen nicht vor massivem Abbau der Theaterlandschaft Ost schützte, der bis heute andauert. „Das Theatersterben ist eine traurige Gesamtentwicklung, die sich sehr zeitig abgezeichnet hat. Bestimmte kleine Häuser waren nicht mehr wirtschaftlich zu führen, und wirtschaftliche Fragen spielten plötzlich eine viel größere Rolle.“
Positiv sei, dass „wir heute wesentlich mehr Möglichkeiten haben, uns für unsere Kollegen einzubringen, im Chorvorstand und in der Gewerkschaft“. Zu DDR-Zeiten war es fast selbstverständlich, dass jeder Gewerkschaftsmitglied wurde. „Man hat es den Leuten sehr ans Herz gelegt. Der Beitrag war gering. Da wurde gar nicht groß drüber diskutiert. Wenn man sein Arbeitsleben begann, unterschrieb man den Antrag fast automatisch.“ Streiks gab es allerdings nicht. „Man bekam über die Gewerkschaft Urlaubsplätze. Alles andere hat nicht interessiert. Das war der einzige Vorteil.“
Erfolgreich, so Margot Ehrlich, war die Revolution, weil die Menschen sich aktiv eingesetzt haben. „Das, was wir nicht selbst tun, geschieht nicht. Wenn wir uns nicht selbst gedreht hätten, wäre vieles nicht passiert.“
Roland Otto, Musikalische Komödie Leipzig
Dass die Mitarbeiter eines Theaterhauses den eigenen Intendanten entließen, war kein Einzelfall in der Zeit unmittelbar vor und nach der Wende. „Wir haben etwas gemacht, was heute gar nicht mehr gehen würde: Wir haben unseren eigenen Intendanten abgesetzt“, berichtet Roland Otto, Ortsdelegierter der Musikalischen Komödie in Leipzig. Die „MuKo“, wie sie noch heute liebevoll genannt wird, war zu DDR-Zeiten Teil des Städtischen Theaters Leipzig unter einer Generalintendanz. Mit der Spielzeit 1990/1991 wurde beschlossen, diese Theatergemeinschaft aufzulösen. Jedes Haus wurde eigenständig. „Wir bekamen dann einen Intendanten, der noch andere Verträge hatte. Das war eine sehr turbulente Zeit“, berichtet Otto. „Dieser Intendant war nie für uns da, den haben wir in einer Vollversammlung abgesetzt, und das wurde überraschenderweise von der Stadt akzeptiert.“ Sehr schnell setzten sich die Mitarbeiter beim damaligen Intendanten der Oper Leipzig, Udo Zimmermann, dafür ein, wieder in den Verbund mit der Oper Leipzig aufgenommen zu werden. „Wir hatten eine große Existenzangst, die auch berechtigt war. Wenn wir nicht wieder zur Oper zurückgekommen wären, gäbe es heute die Musikalische Komödie wahrscheinlich nicht mehr.“
Roland Otto
Angesichts dieser Turbulenzen wurde schnell klar, dass eine Gewerkschaft wichtig war. „Für uns war es ziemlich schnell eine Existenzfrage, eine gewerkschaftliche Vertretung zu schaffen, die dann im Zweifelsfall für uns eintritt.“ Der FDGB, so berichtet auch Roland Otto, sei in diesem Sinne keine echte Arbeitnehmervertretung gewesen.
Die Vereinigung mit der VdO-West brachte sehr schnell einen für die MuKo spezifischen Erfolg mit sich. Das Orchester war nicht als Kulturorchester eingestuft, somit hätte es auch keine Einstufung des Chores in die Chorgagenklassen des NV Chor gegeben. Schon in den allerersten Verhandlungen wurde aber diese Eingruppierung durchgesetzt. „Wenn wir das nicht erreicht hätten, dass wir zur Gattung Oper gehören und entsprechend eingruppiert werden, wären wir hinten runter gefallen. Ich werte das als ersten gewerkschaftlichen Erfolg.“
Was hat sich sonst noch verändert? „Insgesamt wurden wir freier, es wurde auch viel gelacht im Theater“, so Otto. Aber sehr schnell wurde auch klar, dass das Publikum zurückging. Die Betriebsabonnements, die in der DDR für volle Häuser gesorgt hatten, gab es nicht mehr. Wirtschaftliches Denken zog auch in die Theater ein. Dann ging es sehr schnell um den Abbau von Planstellen. Bereits 1993 waren es nur noch 29, später dann 24 Chorsänger. „Das spielte natürlich rein in unsere gewerkschaftlichen Kernaufgaben. Es ging dann ja ganz schnell um Arbeitskampfgeschichten: Wer darf überhaupt was? Was steht im NV Chor? Was dürfen die Arbeitgeber und was nicht?“
Heute sind die Besucherzahlen keine Frage mehr. Die MuKo kämpft immer mal wieder um ihre Existenz, aber der Besuch nimmt zu und erlebt mit der Intendanz von Ulf Schirmer noch mal einen Aufschwung.
Hat sich an dem Gemeinschaftsgefühl im Chor seit der Wende etwas verändert? Nein, sagt Roland Otto. Aus der Wendegeschichte heraus, auch angesichts der Tatsache, dass das Haus immer wieder Gefahr lief, geschlossen zu werden, habe sich die Solidarität bis heute erhalten. Vor einigen Jahren wurde im Rahmen eines Actori-Gutachtens noch einmal alles auf den Prüfstand gestellt. Aber die MuKO gibt es noch heute.
Den Mauerfall selbst hat Roland Otto, wie vermutlich viele Theaterkollegen, gar nicht unmittelbar miterlebt, weil er Vorstellung hatte. „Ich kam nach Hause, und meine Frau sagte mir, was passiert war. Ich dachte, sie veralbert mich…“.
Reinhard Strey, Mecklenburgisches
Staatstheater Schwerin
1989 hatte Reinhard Strey gerade seinen Arbeitsplatz gewechselt. Von der Musikalischen Komödie Leipzig ging er an das Theater in Schwerin. Die ersten Unruhen erlebte er also noch in der alten Heimat. In Schwerin, so berichtet er, ging alles ein wenig später los. Und er musste sich zunächst einmal orientieren. Das Theater sei zwar immer eine Insel für Andersdenkende gewesen, „aber es gab auch immer sehr viele linientreue Kollegen. Und die Staatssicherheit war auch überall zugegen.“ Die größte Demonstration in Schwerin mit immerhin 50.000 Teilnehmern konnte Strey nur aus der Ferne miterleben. Zu dieser Zeit hielt sich der Kammerchor des Theaters im Rahmen eines Kulturaustauschs in Tallinn auf. Das war im Oktober 1989. „Wir haben nur über unseren Chordirektor, der ständig übers Telefon Kontakt hatte, mitbekommen, was in Schwerin vor sich ging.“
Reinhard Strey
Die Umbruchstimmung jener Zeit machte sich auch im Theater bemerkbar. Der Festakt zum 40. Jahrestag am 7. Oktober sollte dort stattfinden. „Da gab es einige Kollegen, die gesagt haben: Nein, da mache ich nicht mit. Da kam es zu deutlichen Verweigerungshaltungen. Das hätte durchaus auch zu Entlassungen führen können. Man wusste ja noch nicht, dass einige Wochen später die Wende stattfinden würde.“
Die Wende selbst kam „wie über Nacht über uns herein“, so Strey. „Wir merkten das am ersten Wochenende, nachdem die Grenze offen war: Der Vorhang ging auf, wir standen auf der Bühne, und es war kaum jemand im Publikum. Das habe ich sonst nie erlebt. Die Leute waren alle unterwegs in den Westen: zu Verwandten, um das Begrüßungsgeld abzuholen oder einfach aus Neugier.“
In der Folge füllte sich der Saal allerdings auch wieder, nicht zuletzt durch Besucher aus dem Westen, die nun ihrerseits aufbrachen, um auch die Kultur der Nachbarn kennenzulernen. „Das hat sich alles normalisiert und eingepegelt. Es war immer schön zu sehen, wenn man zum Dienst ging: Ah, da stehen wieder drei Reisebusse, heute wird das Haus voll.“
Eine besondere Begegnung hatte der Schweriner Chor Anfang des Jahres 1990. Der damaliger Chorvorstand Fritz Böhmer nahm Kontakt zu einem ehemaligen Kollegen auf, der kurz vor dem Mauerbau nach Westberlin an die Deutsche Oper gegangen war. Nach fast 30 Jahren und dem Fall der Mauer wurden die Kontakte gefestigt und es kam zur Einladung und zum Besuch der Deutschen Oper. „Wir wurden ganz herzlich willkommen geheißen. Das war mit das Schönste, was man in der ganzen Euphorie und in der Zeit erlebt hat“, berichtet Strey. Diese Begegnung ist auch seinen Kollegen noch gut im Gedächtnis. Dem herzlichen Empfang folgte ein gemeinsamer Besuch der „Tosca“ und ein Streifzug durch Berlin bei Nacht. Und natürlich viele Gespräche mit den Kollegen aus dem Westen. „So etwas hat man später nicht wieder erlebt.“
Friedliche Demo in Cottbus, angeführt von Künstlern des Theaters Cottbus, die vor dem Jugendstiltheater in Cottbus endete. Foto: Rainer Weisflog
Auch Reinhard Strey erinnert sich gut an die Versuche der IG Medien, die Chorsänger für die Mitgliedschaft zu gewinnen. Aber: „Die Kollegen haben damals sehr für die VdO geworben. Und wir waren stolz, dass es nun eine Gewerkschaft gab, die die ‚Opernchorsänger‘ im Namen trug und die entsprechend kompetent war. Wir machten uns schlau über das Tarif- und Arbeitsrecht und alles, was in der alten BRD bereits fester Bestandteil des Berufsstandes war. Die Frage, ‚Was wird aus uns, und wie entwickelt sich das‘, war schon sehr spannend, und wir haben alles mit großem Wissensdurst und Interesse aufgenommen.“
Die Übernahme des Tarifvertrags aus der BRD bedeutete einen Einschnitt. Zwar wurden die neuen Mitglieder aus dem Osten zunächst nur mit 60 Prozent eingestuft. Aber „das war für uns erst einmal eine Hausnummer“, so Strey. „Die materiellen Verhältnisse haben sich mit Übernahme des Gagentarifvertrags spürbar verbessert. Dass es dann so viele Jahre gedauert hat, bis die 100 Prozent erreicht wurden, war natürlich ein Jammerbild.“ Erst 2006 wurden auch die Chorsänger aus den Neuen Ländern mit 100 Prozent des Tarifs eingestuft.
Einschneidend waren allerdings auch die Abwicklungen und Spartenschließungen, die in der Folge der Wiedervereinigung über die Theater im Osten hereinbrachen. „In der DDR hatte das Theater immer Geld. Es gab zwar wenig Material, es musste viel improvisiert werden, aber es fehlte nicht an Leuten. Kultur hatte einen hohen Stellenwert. Jetzt auf einmal sollten Theater als kleine Betriebe geführt werden und möglichst viele Eigeneinnahmen erzielen. Natürlich sind sie nach wie vor Subventionsbetriebe, aber die Kommunen und Länder haben diese freiwillige Aufgabe vernachlässigt, und es wurde immer mehr geschrumpft. Bei uns im Opernchor waren wir am Anfang 36 Leute, jetzt sind wir noch 28, demnächst nur noch 24. Es setzte eine Entwicklung ein, von der wir in der Wendezeit noch gar nicht wussten, was da auf uns zukommt.“
Der Tag der offenen Tür im Luxor Palast (Interimsspielstätte der Oper Chemnitz) war der Start zur Demonstration.
Foto: Laszlo Farkas
Aber natürlich, so Strey, sei das Theater in der DDR-Zeit auch missbraucht worden. „Es wurden Stücke ein bisschen vergewaltigt, und es wurden politische Aussagen in die Stücke hineingelegt, wo immer es passte, sei es beim ‚Fidelio‘, sei es bei ‚Nabucco‘. In der DDR konnten Kritikpunkte immer nur fein und versteckt eingebracht werden, sonst wären die Stücke gar nicht aufgeführt worden.“
Am Schluss des Gesprächs bricht Reinhard Strey noch einmal eine Lanze für die Gewerkschaftsarbeit der VdO: „In der ganzen Zeit, in der ich jetzt dabei bin, merke ich, wie schwer es unsere Geschäftsführer haben, sich mit der Kulturpolitik auseinanderzusetzen, der Politik das nahezubringen, was eigentlich selbstverständlich ist. Da geht es ja nicht nur um arbeitsrechtliche Punkte. Im Osten wird ja nach wie vor ein flächendeckender Kulturabbau betrieben. Zum Beispiel, wenn es jetzt um die Fusion zwischen Neubrandenburg-Neustrelitz mit Greifswald und Stralsund geht. In dieser Hinsicht hat die VdO in den letzten Jahren immer mehr die Aufgabe eines Kulturschützers übernommen. Da kann man den Kollegen wirklich dankbar sein, mit wie viel Engagement sie sich einsetzen und immer wieder das Schlimmste verhindern.“ |