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Stuttgart sahnt ab
Das
„beste Opernhaus Deutschlands“ steht nach wie vor in
Stuttgart. Das meinen die 50 Kritiker aus dem In- und Ausland, die
alljährlich von der Fachzeitschrift „Opernwelt“
befragt werden und die die Staatsoper Stuttgart zum sechsten Mal
– nach 1994, 1998, 1999, 2000 und 2002 – zum „Opernhaus
des Jahres“ kürten. Das Votum gelte vor allem der kontinuierlichen
Arbeit des zum Ende der Spielzeit 2005/2006 ausgeschiedenen Intendanten
Klaus Zehelein, teilte die Zeitschrift mit. Auch der „Opernchor
des Jahres“ kommt aus Stuttgart – und behauptete damit
seine Position aus dem letzten Jahr. Ebenfalls an der Staatsoper
Stuttgart gab es im zurückliegenden Jahr die „Insze-
nierung des Jahres“: Christoph Willibald Glucks „Alceste“
in der Regie von Jossi Wieler und Sergio Morabito. „Sänger
des Jahres“, so meint die Mehrzahl der Kritiker, ist René
Pape; die Sopranistin Catherine Naglestad, die im Stuttgarter Ensemble
groß wurde, freut sich über den Titel der „Sängerin
des Jahres“.
Das Orchester der Berliner Staatsoper Unter den Linden, die von
Daniel Barenboim geleitete Staatskapelle, erhielt die meisten Voten
in der Rubrik „Orchester des Jahres“. „Dirigentin
des Jahres“ ist Simone Young, die neue Generalmusikdirektorin
und Intendantin der Hamburgischen Staatsoper. Veröffentlicht
sind die Ergebnisse der Kritikerumfrage in dem „Opernwelt“-Jahrbuch,
das soeben erschienen ist.
Thomas Stewart tot
Bei
seinem ersten Engagement an der Deutschen Oper Berlin Ende der 50er-Jahre
galt der junge Bassist aus Texas, der aber schon zum Bariton tendierte,
noch als „Knochenbeilage“ zu seiner Frau Evelyn Lear,
die zwischen Pamina und Lulu sich bereits ein Erfolgsrepertoire
ersungen hatte. Mitte der 60er-Jahre begann er, sich auf die Heldenbaritonrollen
zu konzentrieren. Bei Karajans Osterfestspielen in Salzburg und
in Bayreuth war er Wotan. Seine Darstellungskunst und hohe Musikalität,
verbunden mit seinen guten Sprachkenntnissen, ließen ihn auch
im zeitgenössischen deutschen Fach reüssieren: Er sang
Hindemith, Schreker und Reimann. Thomas Stewart ist wenige Wochen
nach seinem achtzigsten Geburtstag gestorben.
Qualm auf den Bühnen
Pläne
der großen Koalition, gesetzlich ein generelles Rauchverbot
in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, in Kinos
und Theatern einzuführen, haben den Widerstand des Deutschen
Bühnenvereins hervorgerufen. In einer Pressemitteilung machte
er darauf aufmerksam, dass ein Werk der Bühnenliteratur, das
womöglich auch urheberrechtlich geschützt sei, in dem
Rauchen Bestandteil der Regieanweisung sei, nicht aufgrund gesetzlicher
Vorschrift geändert werden dürfe. Für das Rauchen
auf der Bühne bedürfe es gesetzlicher Sonderregelungen,
betonte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin.
Unterschiede bei den Kulturausgaben
Schleswig-Holstein
gibt bundesweit am wenigsten Geld für die Kultur aus. Laut
einem Kulturfinanzbericht, veröffentlicht von den Statistischen
Ämtern des Bundes und der Länder, bildete das Bundesland
im Jahr 2003 mit 52 Euro Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur vor
dem Saarland (54 Euro) und vor Rheinland-Pfalz (53 Euro) das Schlusslicht.
Das meiste Geld für Kultur gibt dem Bericht zufolge Berlin
mit pro Kopf 159 Euro aus und liegt damit vor Sachsen und Bremen,
die jeweils 157 Euro aufwenden. Hamburg gibt 142 Euro pro Kopf für
Kultur aus. Niedersachsen liegt mit 58 Euro auf den hinteren Plätzen.
Während die Ausgaben in vielen Ländern gesunken sind,
stiegen sie in Hamburg (plus 32 Euro) und Bremen (plus 30 Euro)
an. Bundesweit flossen dem Bericht zufolge aus öffentlichen
Haushalten insgesamt 8,07 Milliarden Euro in die Kultur. 2001 waren
es noch 8,2 Milliarden Euro.
Astrid Varnay: Eine große Sängerin geht ab
Astrid
Varnay, Sopranistin, ist Anfang September im Alter von 88 Jahren
verstorben. Die Sängerin machte sich als Strauss- und Wagner-Interpretin
einen Namen. Als Tochter einer ungarischen Sängerfamilie begann
Varnays Karriere in den USA. 1941 gelang ihr der Sprung an die Metropolitan
Opera in New York. Ihren ersten Auftritt in Eu-ropa hatte sie nach
dem Krieg bei einem Gastspiel an der Covent Garden Opera in London.
Die Sopranistin, die 1943 die US-Staatsbürgerschaft angenommen
hatte, sang als erste Amerikanerin 1951 auf dem Grünen Hügel
in Bayreuth. Bis 1968 trat sie jedes Jahr dort auf. Vor allem als
Ortrud in „Lohengrin“ feierte sie große Erfolge.
Sie sang die Partie über hundert Mal. Die Walküre gab
sie sogar rund 140 Mal. Astrid Varnay wurde 1967 zur Bayerischen
Kammersängerin ernannt. Noch bis vor wenigen Jahren stand die
Opernsängerin auf der Bühne. 1988 wurde Astrid Varnay
mit dem Wilhelm Pitz-Preis der VdO ausgezeichnet. Ihr Laudator,
Götz Friedrich, lobte ihre vielfältigen künstlerischen
Talente. Er beendete seine Ansprache: „Du bist eine Zeugin
dieses Jahrhunderts geworden. Auch durch deine Leistungen haben
Oper und Theater sich bewahrt und neu begriffen. Dein Beispiel wird
helfen, das Musiktheater in die Zukunft zu retten. In Europa geboren
und zur Amerikanerin geworden und schließlich wieder nach
Europa zurückgekehrt; wer könnte besser als du die grenzüberschreitenden
Möglichkeiten der Oper verkörpern.“
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