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Knatsch in Berlin
Während sich die Komische Oper Berlin über die Ernennung
zum „Opernhaus des Jahres“ freuen darf, sieht sich
die Intendantin der Deutschen Oper („Ärgernis des Jahres“),
Kirsten Harms, heftiger Kritik ausgesetzt. Der Generaldirektor
der Berliner Opernstiftung, Stefan Rosinski, hat die künstlerischen
Leistungen des Hauses scharf kritisiert. Die Deutsche Oper brauche
repertoirefähige Inszenierungen, die neuen Stücke hätten
in der vergangenen Zeit „überhaupt nicht funktioniert“,
sagte Rosinski der „Berliner Zeitung“. Über die
Konsequenzen für Intendantin Kirsten Harms sagte der Generaldirektor
dem Blatt: „Frau Harms ist sich des öffentlichen Drucks
bewusst. Alles andere ist eine politische Entscheidung.“ Kirsten
Harms verteidigte ihr Haus. „Vieles haben wir gesät,
jetzt braucht es seine Zeit, um sich zu entfalten“, antwortete
sie im Berliner „Tagesspiegel“. Ihr Haus habe „eine
Riesenchance“ und „eine fantastische Mannschaft“.
Zu dieser wird Chefdirigent Renato Palumbo bald nicht mehr gehören.
Nachdem der verunglückte Jägerchor im „Freischütz“ im
Frühjahr den geballten Zorn des Publikums auf Palumbo gezogen
hatte (s. O&T Ausg. 3/07, S. 25), teilte die Theaterleitung
mit, dass einvernehmlich von einer Verlängerung seines bis
2009 laufenden Vertrages abgesehen werde. .
Bayreuther Zweierpack?
Der Chef der Münchner Philharmoniker Christian Thielemann,
derzeit auch „Ring“-Dirigent in Bayreuth, und die Wagner-Urenkelin
und Regisseurin Katharina Wagner beabsichtigen, sich gemeinsam
um die Leitung der Bayreuther Festspiele zu bewerben. In einem
Gespräch mit der FAZ teilten sie mit, ein gemeinsames Konzept
für die Zukunft der Richard Wagner-Festspiele erarbeitet zu
haben, das bereits Wolfgang Wagners Zustimmung gefunden habe. Der
Vorsitzende des für die Nachfolger-Wahl zuständigen Stiftungsrates,
Toni Schmid, erklärte, das Thema der Eröffnung eines
neuen Bewerbungsverfahrens auf der Herbstsitzung des Rates am 6.
November 2007 erörtern zu lassen.
Blühende Kommunen
Aus einer Mitteilung des Bundesfinanzministeriums an die EU-Kommission
in Brüssel geht hervor, dass die Steuereinnahmen von Bund,
Ländern und Gemeinden im Jahr 2007 voraussichtlich um 15,5
Milliarden höher sein werden als in den Haushaltsansätzen
erwartet. Von diesen Mehreinnahmen entfallen auf die Bundesländer
rund 1 Milliarde, auf die Kommunen (Städte, Gemeinden und
Gemeindeverbände) rund 6,9 Milliarden. Allein im ersten
Halbjahr 2007 rechnete – laut der Deutschen Presseagentur
(dpa) – das Statistische Bundesamt in Wiesbaden vor, belief
sich das Steueraufkommen der Kommunen auf 75,8 Milliarden Euro,
was gegenüber dem ersten Halbjahr 2006 eine Steigerung um
6,1 Prozent bedeutet.
Erstmals seit 1969 rechnet der Bundesfinanzminister für das
Jahr 2007 mit einem nahezu ausgeglichenen Staatshaushalt.
Jahresauswahl der „Opernwelt“
Beim
alljährlichen Ranking der Fachzeitschrift „Opernwelt“ hat
die Komische Oper Berlin abgesahnt: Sie wurde zum Opernhaus des
Jahres gekürt. Darüber hinaus ist ihr Generalmusikdirektor,
Kirill Petrenko, „Dirigent des Jahres“. Und die Chorsolisten
des Hauses dürfen sich über die Auszeichnung zum „Chor
des Jahres“ freuen. Dazu heißt es in der „Opernwelt“: „Eine
Auszeichnung, die nicht nur auf die vokale Energie und Homogenität
des Ensembles zielt, sondern ebenso auf dessen darstellerische
Präsenz und Flexibilität.“
Neben der Komischen Oper gibt es ein zweites Haus, das punktgleich „Opernhaus
des Jahres“ ist: das Theater Bremen. Diese Auszeichnung ist
sicher auch als Ehrung des scheidenden Bremer Intendanten, Klaus
Pierwoß, zu verstehen.
50 Musikkritiker bewerten im Rahmen der Umfrage einmal im Jahr
Leistungen der Opernhäuser in 15 Kategorien. Weitere Nennungen: „Sängerin
des Jahres“ ist Christine Schäfer. Unsuk Chins „Alice
in Wonderland an der Bayerischen Staatsoper wurde zur „Uraufführung
des Jahres“, „Aus einem Totenhaus“ (Boulez/Chereau)
bei den Wiener Festwochen zur „Aufführung des Jahres“ gewählt. „Regisseur
des Jahres“ ist Stefan Herheim. Damit wurde sein „Don
Giovanni“ in Essen gewürdigt. „Ärgernis des
Jahres“ schließlich ist – so fanden die meisten
der Kritiker – die Deutsche Oper Berlin.
Tenorissimo gestorben
Einundsiebzigjährig ist Luciano Pavarotti am 6. September
2007 in Modena seinem Krebsleiden erlegen; Zehntausende nahmen
Abschied. Eine Würdigung des gefeierten Pop-Caruso folgt in
der nächsten Ausgabe von „Oper & Tanz“.
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