Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Der Spielkasten-Regisseur
Zum Tod von Herbert Wernicke
Rahmenbedingungen statt Geld
Der Kongress „Musik als Wirtschaft“ in Berlin
Kulturleben im Land der Fjorde
Über die norwegische Opernlandschaft
Von Stimme und Sprache
Das Singen als musikalisches Grundphänomen
Abenteuer Oper
„Pollicino“-Projekt in Hamburg

Berichte
Kampf um Geld und Macht
„Die Bürgschaft“ von Kurt Weill in Dessau
Im eigenen Anspruch ertrinken
Danners „Die Sündflut“ in Karlsruhe
Mit grobborstigem Pinsel
„Auf den Marmorklippen“ von Battistelli

Alles, was Recht ist
Entfernungspauschale, Steuererklärung 2001

Buch aktuell
Über Oper ...
Attila Csampai: Sarastros stille Liebe.
... und Regisseure.
Frank Kämpfer: Musiktheater heute. Peter Konwitschny


Gipfeltreffen der Epochen
Neue DVD-Aufnahmen

Service
VdO-Nachrichten
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Wettbewerbe
Festivalvorschau
Spielpläne 2001/2002

 

Editorial

Ein Kaiser in neuen Kleidern geht als Gespenst in Deutschlands Theaterszene um. Trotz vieler Vornamen wie zum Beispiel „Weimarer“, „Berliner“, „Düsseldorfer“, „Mainzer“ oder „Frankfurter“ ist es stets ein und dasselbe Gespenst mit dem Nachnamen „Modell“.

Es hat nur einen Schneider und der kennt nur einen grobstichigen Schnittmusterbogen: Aus einigen Ellen Privatisierungsstoff schneide man eine GmbH, verziere sie mit dem Goldrand der Gemeinnützigkeit, halte sie sorgsam von allen Koalitions-Verschmutzungen fern, reinige sie von Arbeitsgesetzen und Tarifverträgen, füttere sie mit flexiblen Individualverträgen, versteife sie, wo erforderlich, mit Betriebsvereinbarungs-Abnähern – und schon ist das „Modell“ fertig.

Der Geburtsort des Gespenstes namens „Modell“ heißt Mangel, Mangel an Geld und Fantasie.

   

Stefan Meuschel

 

Die Überlegungen, als Regie- oder Eigenbetriebe geführte öffentlich-rechtliche Bühnen in die private Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder einer Stiftung zu überführen, sind so alt wie das Nachkriegstheater. Gustaf Gründgens war es, der die Umwandlung des städtischen Düsseldorfer Schauspielhauses in eine GmbH betrieb, um sein Haus aus kameralistischen Zwängen zu befreien, um mehr Spielraum und auch Verantwortung zu erlangen. Eine Vielzahl von Staats- und Stadttheatern ist diesem Beispiel gefolgt, gegen das so lange nichts einzuwenden ist, als der Rechtsträger (Mehrheits-)Gesellschafter bleibt und die Umwandlung sachlich motiviert und nicht von der Illusion geleitet ist, ein Theater in privater Rechtsform ließe sich automatisch kostengünstiger betreiben.

Diese Illusion war es, die das Gespenst gezeugt hat. Als ließe sich durch Änderung der Rechtsform auch nur ein einziges Problem lösen! Das würde selbst dann nicht funktionieren, wenn die „neue“ GmbH den Arbeitgeberverbänden fern bliebe: Nach dem Jahr gesetzlicher Nachwirkung der Tarifverträge könnten zwar neue Vereinbarungen getroffen werden, für deren Abschluss aber, entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben, in allen tarifüblichen Bereichen nicht ein – noch so eingeschüchterter – Betriebsrat, sondern wieder die Gewerkschaften die alleinige Kompetenz hätten. Die hypothetische Frage, wie insbesondere ein Musiktheater ohne kollektive Regelungen, die schließlich Pflichten der Beschäftigten ebenso beinhalten wie Rechte, überhaupt arbeiten könnte, sei, da jede Antwort kabarettreif wäre, erst gar nicht gestellt.

Anders als manch zeitgenössischer Politiker hatte Herzog Moritz von Sachsen schon 1548 das Problem erkannt, als er für seine „Cantorei“, Vorläufer des Dresdner Staatsopernchores und der Staatskapelle, Regeln „zur Ordenung und Underhaltung“ erließ.

Es ist an der Zeit, dass, wie im Märchen, der Kaiser als ein Nackter erkannt wird. Die Probleme lassen sich nur in gemeinsamer Anstrengung aller, nicht durch von unwissenden Feuilletons begleitete Gespensterdebatten lösen.

Stefan Meuschel

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner