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Gipfeltreffen der Epochen

Neue DVD-Aufnahmen · Von Christoph Vratz

CD, CD-R, SACD, DVD-Audio, DVD-Video, MP3, PAL, NTSC – heija, wie treu die Technik-Industrie uns, die braven Kunden, mit immer neuen Abkürzungen versorgt. Ein lustiges Buchstaben-Kreiseln, fürwahr, und am Ende wundern wir uns, dass vorne kein Ton rauskommt, obwohl doch hinten alle Anschlüsse streng nach Anweisung verlegt wurden. Nun ist dies nicht der Platz für Selbsthilfetipps von Tontechniker-Laien, daher nur zwei allgemeine Hinweise: Die hier vorgestellten Aufnahmen zählen alle zur Kategorie DVD-Video. Auf der Rückseite ist das jeweilige Bild-Format angegeben. Vorsicht! denn das NTSC-Format ist speziell für den nicht-europäischen Markt ausgerichtet und daher nicht mit allen hier zu Lande handelsüblichen Fernseh-Geräten kompatibel. Man sollte also entweder die Gebrauchsanweisung befragen oder Rat beim Fachmann suchen, bevor sich Enttäuschung und Ratlosigkeit zu Tief-Frust auswachsen.

 
 

Jetzt zum Musikalischen. Die Titelrolle in „Lucia di Lammermoor“ begründete einst ihren Weltruhm; 1986 sang Joan Sutherland diese Rolle erneut (zum wievielten Mal eigentlich?), diesmal vor der eigenen Haustür in Sydney. Ehemann Richard Bonynge leitet in diesem Mitschnitt ein waches und fulminant aufspielendes Orchester, Sutherland selbst besticht durch ein hohes Maß an Routine, die jedoch nicht als Abglanz des Gewöhnlichen, sondern als Zeugnis einer vollkommenen Durchdringung der Bühnenfigur zu verstehen ist. Die Beweglichkeit, die Richard Greager als Edgardo an den Tag legt, hätte man sich auch von John Copleys Inszenierung gewünscht. Diese wirkt ein bisschen altbacken und steif, tut aber niemandem weh. (Arthaus/Naxos DVD 100 242).

Wie hochrangig bereits manches Werk im DVD-Katalog vertreten ist, zeigt sich beim „Rosenkavalier“. Alle zukünftigen Produzenten sollten sorgsam abwägen, gegen wen sie antreten wollen.

   

Da ist auf der einen Seite die von Carlos Kleiber geleitete Aufnahme vom März 1994 aus der Wiener Staatsoper, auf der anderen Seite steht die unter der Ägide Herbert von Karajans entstandene Produktion der Salzburger Festspiele von 1960. Szenisch sind beide Varianten einander ziemlich ähnlich und doch in vielen klugen Details verschieden. Sowohl Otto Schenk als auch Rudolf Hartmann belassen den „Rosenkavalier“ dort, wo er hingehört: im Wien des 18. Jahrhunderts. Der Vergleich der Feldmarschallin-Darstellerinnen ist ein Gipfeltreffen zweier Epochen. Elisabeth Schwarzkopf versus Felicity Lott. „Jedes Ding hat seine Zeit“ – und jede Ära ihre Marschallin. Soviel sei gesagt: Schwarzkopf ist die Distanz als Marschallin, sie lebt die Rolle, füllt sie mit höchster Hingabe und ist in ihrem farblichen Klangreichtum bis heute unübertroffen. Beim Baron Ochs hat Otto Edelmann schauspielerisch die Nase vorn (hingeschaut, wie genüsslich er sich den Teller voll schaufelt), Kurt Moll trägt in der späteren Aufnahme den sängerischen Lorbeer davon. Auch die weiteren Rollen sind mit Sena Jurinac und der jungen Anneliese Rothenberger unter Karajan beziehungsweise Anne Sofie von Otter und Barbara Bonney unter Kleiber glänzend besetzt. Und die Pult-Giganten selbst? Kleiber ist mit seinem Instinkt für das Wienerische, für atemberaubende Transparenz zwischen Sängern und Orchester ein Ereignis. Welch blitzende Geschmeidigkeit im Vorspiel zum dritten Akt; welch ein Gespür für winzige Rückungen und Verzögerungen; diese spritzenden Pizzicati der Streicher, die säuselnde Flöte. All das ist singulär und von bleibendem Wert. (Kleiber: DG/Universal 2 DVD 073 008-9; Karajan: BMG/RCA 1 DVD 74321 840379).

 
 

Gleich drei Mozart-Opern sind vor kurzem bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht worden: Im April 1980 dirigierte der damals 86-jährige Karl Böhm an der Bayerischen Staatsoper in München August Everdings heiter-unbeschwerte und zeitlos-tiefgründige Inszenierung von „Die Entführung aus dem Serail“. Mit Francisco Araiza, Norbert Orth, Edita Gruberova, Reri Grist und Martti Talvela stand ihm ein ausgewogenes, im Ganzen hochrangiges Mozart-Ensemble zur Verfügung (DG/Universal DVD 073 020). Aus dem Pariser ChâteletTheater stammt eine Live-Aufnahme von „Le Nozze di Figaro“ in einer von John Eliot Gardiner neu geordneten, philologisch abgesicherten Fassung. Die English Baroque Soloists spielen einen differenzierten, schlanken, penibel phrasierten Mozart; Jean-Louis Thamin sorgt für eine nie überladene, durchweg traditionelle Regie mit originellen Einfällen, vor allem im vierten Akt. Unter den teils guten, teils gefälligen Solisten (Rodney Gilfrey als Graf, Hillevi Martinpelto als Gräfin, Alison Hagley als Susanna, Pamela Helen Stephen als Cherubino) ragt insbesondere Bryn Terfel heraus. Sein Figaro verbindet naive Direktheit, geballte Energie und schelmische Finesse (Archiv/Universal DVD 073 018). Schließlich gibt es nun auch Wilhelm Furtwänglers imponierenden „Don Giovanni“ in der Herbert-Graf-Inszenierung von den Salzburger Festspielen 1954 – mit Cesare Siepi in der Titelrolle: ein Psychogramm zwischen Verführung und personifizierter Verdunklung. Neben Anton Dermota, Erna Berger, Walter Berry, Otto Edelmann und Deszö Ernster sang Elisabeth Grümmer eine flammende und zugleich aufrichtige Donna Anna, Lisa della Casa eine leuchtende Donna Elvira (DG/Universal DVD 073 019).

Christoph Vratz

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