Preisverleihung
der Ernst von Siemens-Stiftung
Am 31. Mai wurden im Münchner Cuvilliés-Theater die
diesjährigen Preise der Ernst von Siemens Musikstiftung übergeben.
Neben dem Musikwissenschaftler Reinhold Brinkmann, der den Siemens
Musikpreis erhielt, wurden drei Nachwuchskomponisten ausgezeichnet:
André Werner, Isabel Mundry sowie José M. Sánchez-Verdú.
Die Laudatio auf den Hauptpreisträger hielt Nike Wagner.
Einen der zahlreichen Förderpreise der Stiftung erhielt der
ConBrio Verlag für ein besonderes Projekt: ein Gespräch
zwischen dem Preisträger Brinkmann und dem Komponisten Wolfgang
Rihm, das Anfang des Jahres mitgeschnitten wurde, wird im Herbst
bei ConBrio als Buch erscheinen.
Das
Theater Würzburg kann weiterspielen
Die Stadt Würzburg hat den Bestand ihres Dreisparten-Theaters
mit Hilfe des Staates und der Landkreise Main-Spessart und Kitzingen
für die kommenden drei Jahre gesichert: Bayern erhöht
den jährlichen Betriebskostenzuschuss von sieben auf elf Millionen
Mark, die Landkreise werden sich über eine Stiftung beteiligen.
Weitere Entlastungen treten für die hoch verschuldete Stadt,
die ihren Eigenanteil an der Theaterfinanzierung von rund zwanzig
auf rund zehn Millionen Mark reduzieren will, dadurch ein, dass
der Bezirk Unterfranken höhere Zuschüsse für das
Mainfränkische Museum zahlt und dass der Freistaat Bayern das
bisher städtische Hermann Zilcher-Konservatorium übernimmt.
Urhebervertragsgesetz
Das Bundeskabinett hat am 30. Mai 2001 den vom Bundesjustizministerium
vorgelegten Referentenentwurf eines Gesetzes zur Stärkung
der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern
verabschiedet. Nach Einholung der Stellungnahme des Bundesrates
wird sich der Deutsche Bundestag voraussichtlich unmittelbar nach
den Parlamentsferien mit der Regierungsvorlage befassen.
Zentrale Punkte des Entwurfs sind der unverzichtbare, im Voraus
nur an eine Verwertungsgesellschaft abtretbare gesetzliche Anspruch
der Urheber und Künstler auf eine nach Art und Umfang der Nutzung
ihrer Werke und Leistungen angemessen Vergütung sowie ein Verfahren
zur Festlegung von Vergütungsregelungen. Die ausübenden
Künstler werden hinsichtlich ihres Leistungsschutzrechts insoweit
den Urhebern gleichgestellt.
Die Initiative für die Reform des Urhebervertragsrechts,
zu der sich nahezu alle deutschen Autoren- und Künstlerverbände
zusammengeschlossen haben, darunter auch die VdO, hat den Beschluss
der Bundesregierung nachdrücklich begrüßt.
Beilharz
nach Hessen?
Die Findungskommission zur Neubesetzung der Generalintendanz des
Wiesbadener Staatstheaters (Achim Thorwald wechselt nach Karlsruhe)
hat sich mit großer Mehrheit für den Bonner Generalintendanten
Manfred Beilharz ausgesprochen.
Dem Vernehmen nach will Beilharz mit beiden Städten verhandeln.
In der Landeshauptstadt Wiesbaden wird ihm ein Haus mit vergleichsweise
stabilem 57-Millionen-Mark-Etat geboten, in der Bundesstadt Bonn
steht er vor der Aufgabe, Sparprogramme zu erarbeiten, da die Förderung
des Bundes im Jahr 2004 ausläuft.
Kölner
Knatsch
Sie habe ihr Bestes getan, sagte Kölns Kulturdezernentin
Marie Hüllenkremer, als sie die Berufung von Peter F. Raddatz
(Geschäftsführender Intendant) und Marc Günther (Schauspielintendant)
bekannt gab. Doch beide Positionen sind an den Städtischen
Bühnen bereits besetzt: Bernd Fülle, der erfolgreich gegen
seine Kündigung geklagt hatte, amtiert als Geschäftsführender
Direktor, und der Vertrag des derzeitigen Schauspieldirektors Torsten
Fischer läuft bis 2005.
Der noch amtierende Generalintendant Günter Krämer kommentierte
in einem offenen Brief den Vorgang (und auch die Kulturreferentin)
als provinzielle Lachnummer der Republik. Kölns
Kulturpolitik sei eine Mischung aus Unwissenheit, Unklarheit
und Unvereinbarkeit. Da Krämer in der Sache wohl recht
hat, erhielt er statt der angedrohten fristlosen Kündigung
nur eine Abmahnung, gegen die er jetzt klagt.
0,39
Prozent Kultur
Dem Jahrbuch für Kulturpolitik ist zu entnehmen,
dass in den Jahren 1999 und 2000 jeweils 15,4 Milliarden Mark in
den öffentlichen Kulturhaushalt flossen. Das entspricht einem
Anteil von lediglich 0,39 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ebenso
erschreckend sei, sagte der Autor der Finanzanalyse, Michael Söndermann
vom Arbeitskreis Kulturstatistik, dass die deutschen Kommunen (Städte
und Landkreise) auf dem besten Wege seien, in wenigen Jahren auf
einem ihrer wenigen originären Politikfelder in die Bedeutungslosigkeit
zu versinken. Heute schon seien sie nur noch der zweitwichtigste
Geldgeber bei der Kulturfinanzierung. Mit rund 6,8 Milliarden Mark
erbringen sie nur noch 44 Prozent der Mittel der öffentlichen
Kulturhaushalte. Die Länder tragen mit 7,4 Milliarden Mark
47 Prozent, der Bund zahlt mit 1,4 Milliarden Mark 9 Prozent.
Sechs
Prozent zahlen nicht
Der Freikartenanteil in den großen deutschen Theatern und
Opernhäusern liegt nach Angaben der Bühnen der Stadt Köln
im Durchschnitt bei sechs Prozent. Wie der Geschäftsführende
Direktor der Bühnen, Bernd Fülle, mitteilte, erhielten
auch in der Domstadt in der zu Ende gehenden Spielzeit etwa sechs
Prozent der Besucher Freikarten. So hoch habe der Anteil auch bei
der vergleichbaren Staatsoper in Berlin oder dem Thalia Theater
in Hamburg gelegen. Beim Bayerischen Staatsschauspiel wurde etwa
jede zehnte Eintrittskarte gratis abgegeben. In Essen betrug der
Freikartenanteil bei Oper und Schauspiel rund acht, beim Staatstheater
Stuttgart und den Bonner Bühnen jeweils etwa sieben Prozent.
Doch
keine Walküre
Richard Wagners Walküre wird nun doch nicht auf
dem Israel Festival in Jerusalem im Juli aufgeführt. Unter
massivem Druck israelischer Politiker und Institutionen sagte die
Leitung der Festspiele das Konzert der Berliner Staatskapelle ab.
Stattdessen werde die Staatskapelle Berlin nun Schumanns 4. Sinfonie
und Strawinskys Frühlingsopfer spielen. Barenboim
hatte noch vor wenigen Wochen erklärt, er wolle sich dem politischen
Druck in Israel nicht beugen, am 21. Mai dann aber von missverständlich
interpretierten Äußerungen gesprochen und betont,
dass er keinesfalls vorhabe, missionarisch für
die Wagner-Aufführung zu kämpfen.
Kurt-Jooss-Preis
Der mit 12.000 Mark dotierte Kurt-Jooss-Förderpreis 2001
geht zu gleichen Teilen an die Nachwuchs-Choreografen Samir Akika
sowie Torsten Konrad und Annelise Soglio. Die Preise werden am 1.
November im Essener Aalto-Theater übergeben.
vdo-Fundbüro:
Aus dem Nachrichten-Fundus des BR-Musik-Magazins taktlos
Bayreuth: Nachdem es um den grünen Hügel in den
letzten Wochen verdächtig still geworden ist, holte Festspielchef
Wolfgang Wagner zu einem sensationellen PR-Coup aus: Er engagierte
Christoph Schlingensief als Regisseur für den nächsten
Ring. Der will mit Fürstin Gloria als Brünnhilde,
Rudolf Mooshammer als Siegfried, Michel Friedman als Hagen und Yorkshire
Daisy als Drache ganz neue Besetzungsakzente abliefern. Die Handlung
wird in Bayreuths U-Bahn verlegt, deren Fertigstellung Wissenschaftsminister
Zehetmair bis zum Premierenjahr 2005 bereits zugesagt hat. Mit dem
Posten der Fahrkarten-Kontrolleurin soll Kultusministerin Monika
Hohlmeier für den Verlust ihres Amtes angemessen entschädigt
werden.
Ratzeburg/Frauenaurach: Musik macht dumm. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie des Musikwissenschaftlers Hans Günther Bastian,
die der Deutsche Sportbund für zwölf Millionen Mark in
Auftrag gegeben hat. In einer aufwendigen Doppelblind-Untersuchung
wurde das Sozialverhalten von Kegelbrüdern demjenigen von Rundfunkorchestermitgliedern
gegenübergestellt. Kegler sind demnach gemütlicher, verhalten
sich brüderlicher und fördern den Mittelstand. Bei den
Musikern hingegen herrschen Eitelkeit, Konkurrenzdenken, Geldgier
und elitäres Bewusstsein vor. Nur der Alkoholkonsum ist bei
beiden Berufsgruppen annähernd gleich.
Das
aktuelle Zitat
Wir müssen auf allen Ebenen der Musikausbildung dieses große
Ziel Ich will ein Solist werden relativieren. Auch diejenigen,
die mit 25 Punkten aus der Solowertung von Jugend musiziert
herausgehen, sind deswegen noch nicht als zukünftige Solisten
prädestiniert. Sie sind vielleicht künftige Konzertmeister,
Solobläser, Hochschullehrer, sicherlich führende Kräfte
im Musikleben aber man braucht so wenig Solisten und generell
sind Prognosen im künstlerischen Leben gewagt und unprofessionell.
Man kann nicht genug davor warnen, immer nur diesen Fetisch Solist
im Kopf zu haben. Egal, ob bei Jugend musiziert oder
in der Hochschulausbildung. Denn damit wird letztlich vorprogrammiert,
dass junge. leidenschaftliche Musiker nach dem zweiten Berufsjahr
Frustrierte sind, weil ein Ideal sich nicht erfüllt hat. Es
ist fatal, immer wieder diesen Traum zu nähren. Auf der anderen
Seite ist es natürlich auch fatal, wenn junge Leute keine Träume
mehr träumen. Zur rechten Zeit das richtige Maß von Realismus
zu finden ist ein wichtiges Ziel.
Reinhart von Gutzeit, Vorsitzender des Hauptausschusses Jugend
musiziert, Direktor des Linzer Konservatoriums (in der nmz
6/01)
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