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Ein musikalischer Botschafter Deutschlands: Kurt Masur
Er war langjähriger Kapellmeister des Gewandhausorchesters in Leipzig, Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra, Chef des London Philharmonic Orchestra und des Orchestre national de France. Jetzt ist Kurt Masur im Alter von 88 Jahren in Harrison, New York, gestorben. Leipzig war der Dreh- und Angelpunkt in seinem Leben. Nicht nur musikalisch beschenkte er die Stadt, der er seit 1970 mit dem Amtsantritt als Gewandhauskapellmeister so eng verbunden war. Von Masurs Hartnäckigkeit profitiert Leipzig bis heute. Er war es, der quasi als Bauherr den Neubau des Gewandhauses am Augustusplatz gegen die Pläne der Staatsführung durchsetzte. Volksnah war er an jenem 9. Oktober des heißen Wendeherbstes 1989. In seinem gemeinsam mit fünf weiteren Leipziger Persönlichkeiten verfassten Aufruf forderte er angesichts der Massenproteste gegen die SED und der sich bewaffnet in Stellung gebrachten Staatsmacht stellvertretend mit seinem Namen: „Keine Gewalt!“ Dieser Aufruf und die Öffnung des Gewandhauses als Forum für politische „runde Tische“ katapultierte den Dirigenten Masur kurzzeitig weit auf das politische Parkett. Später widmete er sich wieder ausschließlich der Musik. In New York dirigierte Masur wenige Tage nach „nine eleven“, als die Stadt noch unter Schock stand, „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Selbst vor dem überfüllten Lincoln Center standen Hunderte im Regen, um die Aufführung auf einem Videoschirm zu verfolgen. „Wir alle brauchen die heilende Kraft dieser Musik“, sagte Kurt Masur später. Er fühlte nicht nur mit den Menschen, er mischte sich ein, wenn es nötig war. In zahllosen Appellen mahnte er die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen an. Seinen Forderungen verlieh er Nachdruck, indem er sich für den musikalischen Nachwuchs engagierte. Eltern forderte er immer wieder auf, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder das Singen nicht verlernen. „Wir müssen jetzt aufwachen, sonst sind wir eine Kulturnation gewesen“, mahnte Masur. Klare Worte von einem, der politische Ämter ausschlug mit dem Hinweis, er könne nicht lügen. Steffen Lieberwirth
Statistiken des DBV
Der Deutsche Bühnenverein (DBV) hat seine Werkstatistik 2013/2014 veröffentlicht. Der Dauerbrenner „Zauberflöte“ führt im Musiktheater mit 44 Inszenierungen und 360 Aufführungen auch diesmal die Zahl der Werke mit den höchsten Inszenierungs- und Aufführungszahlen an. Die nächsten Plätze teilen sich „Hänsel und Gretel“, „La Bo-
hème“ und „La Traviata“. Insgesamt 83.891 Aufführungen (im Vorjahr 84.872) zeigten die Bühnen in Deutschland in den Bereichen Schauspiel, Oper, Operette und Musical. Die Zahlen der gespielten Werke und der Inszenierungen waren in Deutschland leicht rückläufig und beliefen sich auf 3.906 gespielte Werke (im Vorjahr 4.000) und 7.178 Inszenierungen (im Vorjahr 7.387).
Ebenfalls erschienen ist die Theaterstatistik 2013/2014. Sie zeigt: Die Theater und Orchester in Deutschland konnten ihre Besucherzahlen deutlich steigern. In der Spielzeit 2013/2014 besuchten inklusive Gastspiele rund 35,5 Millionen Zuschauer die öffentlich getragenen Theater, die Kulturorchester, Privattheater und Festivals. Im Vorjahr waren es 34,7 Millionen. Allein die öffentlich getragenen Theater – also Staats- und Stadttheater sowie Landesbühnen – vermeldeten einschließlich der Gastspiele rund 21 Millionen Zuschauer und damit über 380.000 Besucher mehr als im Vorjahr. Die Steigerung der Zuschauerzahlen wurde ausschließlich mit den Veranstaltungen vor Ort oder in der Region erzielt. Bei den Gastspielen der öffentlich getragenen Theater ist sowohl hinsichtlich der Besucher als auch bei den Veranstaltungszahlen ein leichter Rückgang zu vermelden. Die Eigeneinnahmen der Theater und Orchester verbesserten sich um 5,8 Prozent im Vergleich zur vorangegangenen Spielzeit. Sie beliefen sich auf fast 530 Millionen Euro (im Vorjahr ca. 497 Millionen). Die Theaterstatistik dokumentiert die wichtigsten Wirtschaftsdaten der Theater und Orchester in Deutschland. Insgesamt 142 Staatstheater, Stadttheater und Landesbühnen sowie 130 Orchester (inklusive Theaterorchester), 225 Privattheater und 76 Festspiele werden mit ihren Einnahmen und Ausgaben, Personalangaben, Besucherzahlen und Veranstaltungen dargestellt.
Forderung nach Flächentarif in Sachsen
Anlässlich einer öffentlichen Anhörung zur Evaluation des Sächsischen Kulturraumgesetzes hat die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) den Abbau des Lohnverzichts und eine Rückkehr zum Flächentarif für alle Mitarbeiter in Orchestern und Theatern gefordert. Mehr als zwei Drittel der Orchester- und Theaterbetriebe im Freistaat Sachsen seien nicht auskömmlich finanziert, erklärt die DOV. Den von der Orchestervereinigung angemahnten Punkten schließt sich die VdO in vollem Umfang an. Dazu gehört auch die Forderung an den Freistaat, die überforderten Kommunen finanziell so auszustatten, dass sie ihre Pflichtaufgaben angemessen wahrnehmen können. |