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Kritikerumfrage
Daran, dass die Zeitschrift „Opernwelt“ ein weiteres Mal die Ergebnisse ihrer Kritikerumfrage veröffentlicht, merkt der aufmerksame Leser, dass wieder ein Jahr vergangen ist. 50 Kritiker aus Europa und den USA (die deutschen sind dabei allerdings in einer komfortablen Mehrzahl) haben auch 2013 wieder ihr Votum abgegeben. Danach ist die Komische Oper Berlin „Opernhaus des Jahres“. Unter anderem die „Zauberflöte“ und „Ball im Savoy“ gelten als Erfolgsfaktoren des Hauses in der Spielzeit 2012/2013. Auf Platz zwei der Lis-
te steht das Nationaltheater Mannheim. „Chor des Jahres“ ist der Chor des Theaters Basel. Für die Aufführung von Helmut Lachenmanns Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ an der Deutschen Oper Berlin wurde Lothar Zagrosek zum „Dirigenten des Jahres“ ernannt: „Ein Plädoyer nicht zuletzt für den Chor und das Orchester der Deutschen Oper“, schreibt die „Opernwelt“. Zum „Ärgernis des Jahres“ hat die Mehrheit der Kritiker den fahrlässigen Umgang mit NS-Symbolen auf Opernbühnen erkoren. „Regisseurin des Jahres“ ist laut Umfrage Tatjana Gürbaca, Operndirektorin des Staatstheaters Mainz.

KSK-Beitragssatz strittig
Die Vorsitzenden des Beirats der Künstlersozialkasse (KSK), Rolf Bolwin und Gerhard Pfennig, haben bekannt gegeben, dass der Beirat erstmalig in seiner Geschichte der Festsetzung des Satzes der Künstlersozialabgabe nicht zugestimmt habe. Der Beirat entscheidet jährlich neu über den Satz, den Unternehmen zur KSK beizutragen haben. Beitragspflichtig sind alle Unternehmen, die Leistungen von selbständigen Künstlerinnen und Künstlern in Anspruch nehmen und vergüten.
Grund für die Ablehnung durch den Beirat ist die angekündigte Erhöhung des Beitragssatzes von 4,1 Prozent in 2013 auf 5,2 Prozent in 2014. Der Beirat forderte von der Bundesregierung, den finanziellen Mehrbedarf aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren.

Theaterpakt in NRW
Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit dem Städtetag NRW in Kooperation mit den Intendanten, dem Deutschen Bühnenverein und dem NRW Kultursekretariat einen Theater- und Orchesterpakt für Nordrhein-Westfalen vereinbart. Dieser ist ein Ergebnis der Theater- und Orchesterkonferenz des Landes, in der Vertreter der theater- und orchestertragenden Städte, der Intendanten der 18 Stadttheater und 15 kommunalen Orchester sowie des Kulturministeriums seit 2011 regelmäßig zusammenkommen. Die Vereinbarung soll „ein wichtiger Schritt in Richtung der Sicherung und verstärkten Finanzbeteiligung des Landes an der Theater- und Orchesterlandschaft in NRW – insbesondere für finanzschwache Städte“ – sein, erklärte der Vorsitzende des Städtetages Norbert Bude. Die Vereinbarung stelle bundesweit ein Novum dar, kommentierte Kulturministerin Ute Schäfer. Dabei sei die Planungssicherheit das wichtigste gemeinsame Ziel. „Wir wollen für die Theater und Orchester einen verlässlichen Rahmen schaffen. Dafür wurde vom Land seit 2011 die Förderung der kommunalen Orchester und Theater von rund 14,5 Millionen Euro um jährlich 4,5 Millionen Euro auf rund 19 Millionen Euro erhöht.“ In der Vereinbarung wird unter anderem festgehalten, dass die zusätzlichen Mittel den Theatern und Orchestern direkt zufließen und vor allem für die künstlerischen Aufgaben genutzt werden sollen. Dies gilt auch für theater- bzw. musikpädagogische Aktivitäten.

Abschied
Kulturstaatsminister Bernd Neumann steht für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung. In den letzten zwei Legislaturperioden habe er als Staatsminister für Kultur und Medien die kultur- und medienpolitischen Aufgaben des Bundes geleitet und mitgeprägt, erklärte Neumann. In diesem Zeitraum habe die Kulturpolitik des Bundes stark an Gewicht und Stimme gewonnen. Nun will er sich neuen Aufgaben widmen.

Staffellauf gegen Theaterkürzungen
„Ohne Kultur läuft nix“: Das wollten Mitarbeiter der Bühnen Halle, des Anhaltischen Theaters Dessau-Roßlau und des Theaters Eisleben dem Land Sachsen-Anhalt unmissverständlich klar machen und organisierten deshalb einen Staffellauf von Halle nach Magdeburg. Den Startschuss zu der Aktion gab Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand auf dem Marktplatz von Halle. Insgesamt 92 km lang war der Weg in die Landeshauptstadt, wo die Läufer dem Staatssekretär im Kultusministerium, Jan Hoffmann, den Staffelstab überreichten. Nicht nur laufend, sondern auch paddelnd und fahrradfahrend demonstrierten Theater-Mitarbeiter ihren Protest.
Nach wie vor geht es in Sachsen-Anhalt um Kürzungspläne für die Theater. Die Landesregierung will den Theatern und Orchestern ab 2014 jährlich bis zu sieben Millionen Euro weniger zuteilen. Das hatte Kultusminis-ter Stephan Dorgerloh im Juni erklärt. Das würde eine Senkung des Landeszuschusses von derzeit 36 auf knapp 30 Millionen Euro bedeuten. Mit ihrer Kampagne „5vor12“ gehen die Theater und ihre Mitarbeiter seit Monaten gegen diese Pläne in Stellung – teils mit sehr kreativen Aktionen, wie der Staffellauf „Ohne Kultur läuft nix“ zeigt.

Zum Tod von Patrice Chéreau
Auf Patrice Chéreau fiel die Entscheidung Wolfgang Wagners, als es galt, für den sogenannten „Jubiläums-Ring“ anno 1976 in Bayreuth einen würdigen Regisseur zu finden. Chéreau nahm die Herausforderung an, auch, weil der Dirigent des damaligen „Ringes“ Pierre Boulez hieß. Die Tumulte im ersten und auch noch im zweiten „Ring“-Jahr mündeten vom dritten Festspieldurchlauf an in einhelligen Jubel, und bei der allerletzten „Götterdämmerung“ anno 1980 währte der finale Jubel mehr als eine Stunde. Chéreau verfolgte damals bei den Orchesterproben genau die mitgebrachte Partitur, die präzise Sängerführung, darüber hinaus aber zugleich die individuelle Ausdeutung der Geschehnisse in der Handlung. Chéreaus „Ring“-Darstellung öffnete zahlreiche Perspektiven.
Nach dem „Bayreuth-Ring“ inszenierte Chéreau weitere wichtige Werke des Musiktheaters. Sein Tiefenblick drang immer in die Figuren selbst ein, offenbar-te deren psychische Dispositionen, aus denen dann alle Konflikte erwuchsen. Jetzt ist Patrice Chéreau im Alter von 68 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Seine wunderbaren Filme, die Aufzeichnungen seiner Theater-und Operninszenierungen werden uns noch lange an die Kunst eines großen Regisseurs erinnern.
Gerhard Rohde

 

 

 

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