Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Berliner Tarifeinigung unterzeichnet
Nachdem schon lange mündlich
die Einigung erzielt war, liegt nun endlich der von allen beteiligten
Vertragspartnern unterzeichnete
Tarifvertrag für die Stiftung Oper in Berlin vor und wird
aktuell umgesetzt. Zentrale Punkte waren zum Einen Tarifsteigerungen
und Einmalzahlungen von 2010 an mit dem Ziel, die Vergütungen
der künstlerisch Beschäftigten der Stiftung bis zum Ende
des Jahres 2014 denen des öffentlichen Dienstes des Landes
Berlin anzugleichen. Einhergehend mit der Umstellung von BAT auf
TV-L werden die Eingliederung des Ortszuschlages in die Grundgage
ab 01.01.2011 vorgenommen und die Mantelregelungen des aktuellen
NV Bühne in Kraft gesetzt. Zum Anderen sollen die Vergütungen
- wie für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
des Landes Berlin vereinbart - bis zum Ende des Jahres 2017 stufenweise
an die bundesweit geltenden flächentariflichen Regelungen
angepasst werden, so dass spätestens ab 01.01.2018 die jeweilige
Gagentabelle des NV Bühne uneingeschränkt Anwendung findet. Tarifeinigung in Cottbus in Sicht
Im Streit über eine tarifliche Einigung für die künstlerisch
Beschäftigten des Theaters Cottbus zeichnet sich eine Lösung
mit der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus ab. Zentraler
Punkt der Auseinandersetzung war die beabsichtigte, dauerhafte
tarifliche Abkopplung der Vergütungen für die künstlerisch
Beschäftigten von den Tarifentwicklungen des öffentlichen
Dienstes. Die Gewerkschaften hatten zwischenzeitlich erste Warnstreiks
durchgeführt und die noch
geltenden tariflichen Regelungen gekündigt.
Nun lenkt das Ministerium offensichtlich ein. Vor dem Hintergrund
der ausdrücklich erklärten Verhandlungsbereitschaft,
auch künftig für tarifliche Regelungen im Rahmen eines
regulären Haustarifes zur Verfügung zu stehen, legt der
Bühnenverein nun Entwürfe für entsprechende tarifliche
Regelungen vor, die sich aktuell in der Prüfung befinden. Kulturkonvent Sachsen-Anhalt
Der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh, hat
im Magdeburger Schauspielhaus die erste Sitzung des „Kulturkonvents
Sachsen-Anhalt“ eröffnet. Der aus 36 Personen bestehende
Expertenrat soll Antworten auf Fragen nach demografischen, finanziellen
und strukturellen sowie qualitativen Aspekten von Kultur beantworten.
Die Empfehlungen des Konvents sollen als Grundlage für die
Erstellung eines Landeskulturkonzepts für den Zeitraum bis
2025 durch die Landesregierung dienen.
Die 36 ständigen Mitglieder kommen aus verschiedenen gesellschaftlichen
und kulturellen Institutionen des Landes. Maßgeblicher Kritikpunkt
ist, dass die Vertreter der künstlerisch Beschäftigten
des Landes bisher nicht beteiligt sind. VdO und GDBA haben den
Minister deshalb aufgefordert, zumindest bei den geplanten Arbeitsgruppen
angemessen einbezogen zu werden. Geleitet wird das Gremium vom
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann.
Zimmermann sagte, dieser Vorgang sei in dieser Größenordnung
einmalig in Deutschland. Er hoffe auf eine bundesweite Vorbildwirkung.
Es gehe darum, die Kultur trotz der bestehenden Probleme langfristig
zu sichern. Dies gilt es zu beweisen – insbesondere auch
im Hinblick auf die Finanzierung des Nordharzer Städtebundtheaters
(s. nebenstehende Presseerklärung). HTV Annaberg-Buchholz
Erste Sondierungsgespräche zur Fortführung des Haustarifvertrags
haben im Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz bereits
im September und Oktober stattgefunden. Von Arbeitgebeseite her
ist eine weitere Laufzeit von drei Jahren mit einem Verzichtsvolumen
im zweistelligen Bereich gefordert. Zurzeit werden seitens der
Gewerkschaften noch die vorgelegten Wirschafts- und Stellenpläne
geprüft. Ein nächster Termin zur Fortsetzung der Gespräche
soll am 15. November stattfinden. HTV Theater Nordhausen
Bezüglich der Fortführung eines Haustarifvertrags für
das Theater Nordhausen ab der Spielzeit 2012/2013 liegt eine neue
Anfrage des Deutschen Bühnenvereins vor. Erste Sondierungsgespräche
werden voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember geführt.
Gemeinsame Presseerklärung
von Künstlergewerkschaften
und DBV/LV Ost
Am 24. Oktober haben die Gewerkschaften ver.di, DOV, GDBA, VdO
sowie der Deutsche Bühnenverein/Landesverband (LV) Ost eine
gemeinsame Presseerklärung herausgegeben, mit der sie den
Kulturkonvent Sachsen-Anhalt begrüßen und gleichzeitig
ihrer Sorge um den Erhalt des Nordharzer Städtebundtheaters
Ausdruck verleihen:
Die Gewerkschaften ver.di, DOV, GDBA, VdO und der Deutsche
Bühnenverein/LV
Ost begrüßen die erfolgte Berufung und Eröffnung
des Kulturkonvents Sachsen- Anhalt, der Empfehlungen für ein
neues Kulturkonzept des Landes erarbeiten soll. Beispielhaft ist
der Ansatz des Landtages und des Kultusministers Dorgerloh, die
betroffenen Kulturschaffenden, Institutionen und Verbände
vor der Erarbeitung eines Konzeptes aktiv einzubeziehen.
Als krassen Widerspruch sehen es die Gewerkschaften und der
Bühnenverein/LV
Ost allerdings an, wenn schon vor der Erarbeitung des Kulturkonzeptes
des Landes ein Theater zur Disposition gestellt wird. Die kommunalen
Träger des Nordharzer Städtebundtheaters (Landkreis Harz,
Städte Halberstadt und Quedlinburg) haben erhebliche Kürzungen
in Höhe von ca. 1,5 Mill. Euro beschlossen. Damit gerät
das Theater, das in den letzten Jahren bereits erheblich Personal
abgebaut hat und auch jetzt den Mitarbeitern einen Haustarifvertrag
mit Gehalts- und Gagenkürzungen zumutet, in existenzielle
Probleme.
Mindestforderung der Gewerkschaften und des Bühnenvereins/LV
Ost an den Landrat und die Oberbürgermeister ist es, ein Moratorium
für die Kürzung der Zuschüsse für mindestens
zwei Jahre für das Nordharzer Städtebundtheater zu gewährleisten.
Vollendete Tatsachen schaffen, bevor die Diskussion über
die Theaterlandschaft in Sachsen-Anhalt begonnen hat, wird von
den
Unterzeichnern entschieden abgelehnt.
Ulrich Katzer, Geschäftsführer DBV LV Ost
Michael Kopp, ver.di SAT, Fachbereichsleiter Medien und Kunst
Hans-Christoph Kliebes, Präsident GDBA
RA Gerrit Wedel, stv. Geschäftsführer VdO
Andreas Masopust, stv. Geschäftsführer DOV
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