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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brenn-Punkte: Situation deutscher Theater
Brandmeldungen von Cottbus bis Schwerin
Fest am Haus oder Karriereplanung?
Der Rückzug Christian Thielemanns
Das Friedenspotential der Musik
Daniel Barenboim erhielt Wolf-Preis
Von Kindesbeinen an
Chorklassen: Ein Konzept für eine Zukunft mit Gesang
Opernchöre werden aktiv
Über Projekte in Bremerhaven und Kiel

Portrait
Bayreuth ist erst der Anfang
Ein Gespräch mit dem Regisseur Christof Schlingensief
Diätküche beim Konditor
Das Staatsballett Berlin stellt sich vor

Berichte
Abgesang auf ein Jahrhundert
Friedrich Cerhas „Der Rattenfänger“ in Darmstadt
Oper mit Startschwierigkeiten
„Flight“ von Jonathan Dove in Leipzig
Gebrochene Rest-Klassik
Münchner Ballettwoche
Von Film- zu Opernhelden
Ludger Vollmers „Paul und Paula“ in Nordhausen
Welterlösung aus Fantasialand
Matthus’ „Unendliche Geschichte“ in Weimar

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Schlagzeilen

 

GEMA-Geschäftsbericht
In seiner turnusgemäßen Frühjahrssitzung in München wurden dem Aufsichtsrat der GEMA vom Vorstand die Bilanz und der Geschäftsbericht des Jahres 2003 vorgelegt. Kernpunkte waren dabei die erneut erfreuliche Geschäftsentwicklung im Bereich des Aufführungsrechts und im Gegensatz hierzu die bedenkliche Schwäche des Tonträgermarkts und der Tonträgervergütungen. Im Jahr ihres 100-jährigen Jubiläums konnte die GEMA dennoch insgesamt zulegen: im Geschäftsjahr 2003 stiegen die Gesamterträge um 1,1 Millionen Euro auf insgesamt 813,617 Millionen Euro. Die Aufwendungen, die dafür von der GEMA-Verwaltung aufgebracht werden mussten liegen, wie schon in den letzten Jahren, bei knapp 15 Prozent, nämlich bei 14,68 Prozent gegenüber 14,6 Prozent im Vorjahr. Besonders bemerkenswert ist die Steigerung bei der Lizenzierung der Ruftonmelodien um fast 300 Prozent. Der Ertrag von 5,4 Millionen Euro zeigt, dass auch das digitale Umfeld beginnt, einen Beitrag zum Gesamtergebnis der GEMA zu leisten. Insgesamt werden 694,163 Millionen Euro an die Rechteinhaber in aller Welt verteilt.

Ausbildungsabgabe
Der Deutsche Bühnenverein fordert, bei der Berechnung der gesetzlichen Ausbildungsabgabe bei den Theatern zumindest all die Beschäftigungsverhältnisse herauszunehmen, für die es gar keine betrieblichen Ausbildungswege gibt. Das ist bei den meisten künstlerischen Berufen der Fall, also bei knapp zwei Dritteln des Theaterpersonals. Lege man die Berechnungen des Gesetzes zugrunde, müssten die Bühnen eine Ausbildungsabgabe von insgesamt sechs Millionen Euro zahlen. „Das wird die finanzielle Krise der Bühnen noch weiter verschärfen“, erklärte der DBV.

Festspielhaus Hellerau gesichert
Teil des im April zwischen dem Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden neu abgeschlossenen Kulturvertrages ist die Instandsetzung des Festspielhauses Hellerau, das ab 2005 – in Kooperation mit der Stadt Frankfurt/Main und dem Land Hessen – jeweils für einige Monate der William Forsythe-Tanzcompany als Spiel- und Probenstätte zur Verfügung stehen wird.

Innovationspreis für Hofer Musikschulmodell
Bundespräsident Johannes Rau übergab einen der elf bundesweit verliehenen Förderpreise „Inventio 2004“ dem Intendanten der Hofer Symphoniker, Wilfried Anton. Gewürdigt wurde das „Hofer Modell“: Die Symphoniker unterhalten eine von rund 1.000 Schülern besuchte eigene Musikschule. Mit dem Preis wurden herausragende musikpädagogische Innovationen ausgezeichnet.

0,4 Prozent Kultur
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Kulturausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden zwischen 2001 und 2003 von 8,35 Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro gesunken; die Summe entspricht 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 36,9 Prozent der Fördermittel entfallen auf Bühnen und Orchester. Seit 1975 steigt der Anteil der Länder an der Gesamtsumme kontinuierlich an; mit 43 Prozent liegt er jetzt fast gleichauf mit dem der Kommunen, der seit 1975 von rund 60 auf nunmehr rund 45 Prozent gefallen ist. Der Anteil des Bundes ist im gleichen Zeitraum von 18,9 auf 12,4 Prozent gesunken.

Gratulation
Generalintendant Klaus Pierwoß gratulierte im Namen des Bremer Theaters dem SV Werder zur Deutschen Fußballmeisterschaft. Das Bremer Theater war als erste Bühne in Deutschland eine Kooperation mit dem Bundesligaklub eingegangen. Auf einer Protestveranstaltung gegen die Kürzungspraktiken des Bremer Senats hatte der damalige Werder-Mannschaftskapitän Oliver Reck den legendären Satz gesprochen: „Auch in der Kulturpolitik erzielt man mit Eigentoren keine Punkte.“ Als Anreiz, weitere Tore zu schießen, versprach Pierwoß dem brasilianischen Werder-Stürmer Ailton für jeden Treffer eine Eintrittskarte für das Musical „Kiss me, Kate“.

Marie Hüllenkremer tot
Ob die 1943 in Eupen geborene, in Aachen aufgewachsene Journalistin Marie Hüllenkremer es bereut hat, dass sie 1998 ihre Stellung als stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadtanzeigers aufgab und sich zur Kulturreferentin der Klüngelstadt Köln wählen ließ? Der Rat der Stadt und ihr Oberbürgermeister hatten sie in den letzten Jahren systematisch demontiert; Tiefpunkt war der Widerruf des Vertrages mit der von ihr berufenen Operndirektorin Barbara Mundel. Am 16. Mai ist Marie Hüllenkremer gestorben.

Marika Rökk gestorben
Die legendäre Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin, 1913 in Ungarn geboren, starb am 16. Mai an Herzversagen. Sie wuchs in Budapest auf und gab schon mit 9 Jahren ihren ersten Tanzabend. Berühmt wurde sie durch Filme wie „Gasparone“ (1937), „Kora Terry“ (1940) und „Die Frau meiner Träume“ (1944). Auch nach dem Krieg war sie weiter erfolgreich. In einem Alter, in dem andere Tänzerinnen schon längst ihre Ballettschuhe an den Nagel gehängt haben, sah man sie immer noch auf der Bühne tanzen.

Deutscher Bühnenverein tagte in Regensburg
Mit zwei öffentlichen Podiumsdiskussionen beendete der Deutsche Bühnenverein seine Jahrestagung – zu Gast war man in diesem Jahr im Regensburger Stadttheater. „Gibt es noch eine parteienspezifische Kulturpolitik?“ lautete die Frage, die Moderator Jörg Lau an Olaf Scholz (SPD), Klaus von Trotha (CDU) und Barbara Kisseler (parteilos) richtete. Erstaunliches war da zu hören: dass Kulturausschüsse im Bundestag und Landtagen sich im wesentlichen aus „Lehrern und ambitionierten Hausfrauen“ zusammensetzen, wie Barbara Kisseler verkündete und dies offenbar als Abwertung dieser Gremien begriff. Dass man nicht zu pessimistisch sein dürfe, erklärte Olaf Scholz dem Publikum, „angesichts dessen, dass wir ein so reiches Land sind und so viel Geld für Kultur ausgeben.“ Den anwesenden Intendanten war dies sicher neu, ansonsten erwies sich Scholz – wie man erwarten konnte – nicht als ausgewiesener Kulturpolitiker.
Fundierter und spannender war das zweite Podium: „Metropolentheater versus Provinzbühnen“, lautete der Titel. Die Intendanten Klaus Zehelein (Stuttgart), Ernö Weil (Regensburg) und Tobias Wellemeyer (Magdeburg) diskutierten mit dem Bayerischen Kunstminister Thomas Goppel und Erlangens Kulturdezernent Dieter Rossmeissl. Erfreulich war hier zweierlei: Es wurde – selten in heutiger Zeit – nicht über Geld geredet. Und: die Richtung, die die Diskussion nahm, zeigte eindeutig, dass Theatermacher schon lange nicht mehr im „Elfenbeinturm“ der Künste zu Hause sind. Um Kooperationen mit anderen Einrichtungen ging es ebenso wie um die Ansprache des Publikums, insbesondere der jungen Generation. Dass das Theater einer Stadt Bildungsaufgaben zu übernehmen habe, war Konsens. Konträr wurde die Diskussion, als es um den Begriff der „kulturellen Grundversorgung“ ging, die – angemahnt von Minister Goppel – von Klaus Zehelein zunächst nicht als Aufgabe des Theaters gesehen wurde. Mit seinem Einwand richtete er sich allerdings vor allem gegen eine Art von Vermittlung, die einem „Lebensmittelgeschäft“ gleiche, in dem stets gängige Artikel vorgehalten werden. Zehelein forderte sowohl vom Theater als auch vom Publikum eine Auseinandersetzung mit Stoffen und Themen ein, ohne die ein lebhaftes Kunst-Leben – sei es in der Provinz oder in der Metropole – nicht geben könne. bh

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