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Rezensionen

Callas-Bücherlese

Vier Bücher über Maria Callas

La Divina wird sie genannt, „Die Göttliche“. Sie galt als „Primadonna assoluta“ und war schon zu Lebzeiten ein Mythos. Maria Callas war eine hollywoodreife Diva, deren glamouröse Erscheinung, deren gesellschaftliche Skandale und deren künstlerische Erfolge Publikum und Presse auf der ganzen Welt in Atem hielten. „Mythos Maria Callas: Über keine zweite Musikerpersönlichkeit der letzten einhundert Jahre wurden so viele Bücher in so vielen unterschiedlichen Sprachen geschrieben.“ So schreibt der renommierte Musikwissenschaftler Arnold Jacobshagen in seinem Callas-Buch.

Arnold Jacobshagen, Maria Callas. Kunst und Mythos. Reclam 366 S., 25 Euro

Arnold Jacobshagen, Maria Callas. Kunst und Mythos. Reclam 366 S., 25 Euro

Er nimmt das sängerische Jahrhundertphänomen mit wissenschaftlicher Genauigkeit unter die Lupe, trennt zwischen Leben, Kunst und Mythos, stellt ihre wichtigen biografischen Stationen (New York, Athen, Italien und den Rest der Opernwelt) dar, beschreibt präzise ihre Stimme, ihre Interpretationen und Aufnahmen. Schließlich sortiert er noch die unterschiedlichen Aspekte des Mythos: Liebe, Märchen, Diva, Medien und Opfer. Er kommt zu dem Schluss: „Die herausragende Sängerin des 20. Jahrhunderts war Maria Callas nicht wegen der Schönheit, sondern wegen der Expressivität und Unverwechselbarkeit ihrer Stimme.“ Die Callas, so Jacobshagen, sei ihrer Zeit weit voraus gewesen. „Sie leitete eine Repertoirewende des musikalischen Theaters und einen Paradigmenwechsel der Gesangsästhetik ein, den man als ‚Belcanto turn‘ bezeichnen könnte. Diese Wende ist heute noch längst nicht Geschichte. Im Gegenteil: Sie ist aktueller denn je.“

Eva Gesine Baur, Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft. Eine Biographie. C.H. Beck, 507 Seiten, 29,90 Euro

Eva Gesine Baur, Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft. Eine Biographie. C.H. Beck, 507 Seiten, 29,90 Euro

Eva Gesine Baur dagegen, vielschreibende Biografin, hat pünktlich zum Callas-Gedenkjahr ihre Callas-Biographie vorgelegt, die die singuläre Sängerin als überragende Künstlerin, aber auch als Stilikone und unverwechselbare Persönlichkeit einmal mehr verklärend porträtiert. Dramatischer Gestus, leidenschaftliche Stimme und musikalische Authentizität seien die unverwechselbaren Merkmale ihrer Interpretationen, so die Autorin. Die flüssig geschriebene Biographie von Baur ist der zwischen Fakten und gefühliger Fiktion oszillierende „Roman“ dieser Primadonna.

Die schottische Autorin Gill Paul (sie ist Medizinerin und Literaturwissenschaftlerin) hat über die Tragödie der Callas einen herzergreifenden Roman geschrieben: die Geschichte vom Milliardär und Reeder Onassis, der die Callas, die ihn liebte, fallen ließ und die ehemalige First Lady der USA, Jacqueline Kennedy heiratete. Es geht um Eifersucht, Macht und Rache. „Jackie und Maria“ – ein erotisches und emotionales Schicksal.

Helge Klausener, Maria Callas. Eine Chronik. Tag für Tag – Jahr für Jahr. Hollitzer Verlag Wien 2023, 476 S., 45 Euro

Helge Klausener, Maria Callas. Eine Chronik. Tag für Tag – Jahr für Jahr. Hollitzer Verlag Wien 2023, 476 S., 45 Euro

Wer allerdings an Fakten und nackter Wahrheit interessiert ist, der muss zum Buch von Helge Klausener greifen. Er ist „nicht vom Fach“, wie er selbst bekennt. Vielleicht deshalb ist ihm gelungen, was die meisten Bücher über La Divina vermissen lassen: Sachlichkeit. Das Buch von Klausener ist das Ergebnis akribischer Archivarbeiten und Recherchen: eine respektgebietende Sammlung von biographischen Daten, von Erinnerungen und von Dokumenten (Zeitungs- und Magazin-Artikel, Rundfunksendungen, Erinnerungen von Kolleginnen und Kollegen). Er schreibt über die Ausbildung der Callas, über ihre ersten Aufführungen und Konzerte, über den Beginn ihrer Karriere, über den Aufstieg zur Primadonna und über ihre ruhmreichen Jahre bis zum Ende ihrer Karriere. Die Sammlung von Fakten wird kontrastiert und konterkariert durch Berichte, Würdigungen und Kritiken. Bescheiden schreibt der Autor: „Auf meine persönliche Wertung als, Autor‘ (kann man) verzichten.“

Dieter David Scholz

  • Arnold Jacobshagen, Maria Callas. Kunst und Mythos. Reclam 366 S., 25 Euro
  • Eva Gesine Baur, Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft. Eine Biographie. C.H. Beck, 507 Seiten, 29,90 Euro
  • Gill Paul, Jackie und Maria. Insel 2023, 516 S., 18,50 Euro
  • Helge Klausener, Maria Callas. Eine Chronik. Tag für Tag – Jahr für Jahr. Hollitzer Verlag Wien 2023, 476 S., 45 Euro

 

 

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