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Kulturpolitik

Ich will einfach eine Geschichte erzählen

Andreas von Studnitz, Intendant des Theaters Ulm, im Gespräch mit Barbara Haack und Stefan Moser

Andreas von Studnitz ist seit 2006 Intendant des Theaters Ulm. Seit 1979 hatte der studierte Schauspieler als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen deutschsprachigen Stadttheatern gearbeitet. Von 1986 bis 1989 war er Regieassistent am Schauspielhaus Bochum, von 1991 bis 1997 folgte ein Engagement als Oberspielleiter des Schauspiels am Lübecker Theater. Seit 1998 verantwortete er Inszenierungen an zahlreichen großen und kleineren Bühnen. Die Spielzeit 2017/2018 ist seine letzte als Ulmer Intendant. Stefan Moser und Barbara Haack sprachen mit von Studnitz über seine Bilanz, seine Pläne und seine Erfahrungen mit der Theater-Sanierung in Ulm.

Oper & Tanz: Ihre letzte Spielzeit steht unter dem Motto „Auf die 12“. Das bezieht sich auf die zwölf Spielzeiten unter Ihrer Intendanz. Der Ulmer Oberbürgermeister stellt in seinem Vorwort zum Programmheft eine Assoziation zu „kurz vor 12“ her. Hat es damit auch zu tun?

Andreas von Studnitz: Ich will es nach elf Spielzeiten einfach noch mal krachen lassen. Das sieht natürlich die hiesige Weltpresse anders (die Jauchekanonen wurden auch schon in Stellung gebracht), aber ich werde meine Intendanz nicht einfach auslaufen lassen. Obwohl es sehr angenehm ist, sich um bestimmte Dinge nicht mehr kümmern zu müssen. Das geht los beim Spielplan, der immer ein Spagat ist (zumindest im Großen Haus) zwischen: Wie erwischt man die Leute, holt sie da ab, wo sie vermeintlich oder tatsächlich sind, auf der einen Seite und den Inhalten, die man erzählen will, auf der anderen.

Andreas von Studnitz. Foto: Hans Posch

Andreas von Studnitz. Foto: Hans Posch

Aus der Politik kommen ja oft sehr intelligente Vorschläge, was man spielen müsste, um Erfolg in Ulm zu haben. Eine Gemeinderätin erklärte mit Blick auf das Monty-Python-Musical „Spamalot“ (die Auslastung lag bei 95 Prozent): „Da sieht man, die Leute wollten unterhalten werden.“ „Spamalot“ und „Lulu“ waren in der letzten Spielzeit aber unserer Einschätzung nach die beiden Risikoproduktionen. Es war überhaupt nicht klar, ob ein Monty-Python-Musical den Humor des Ulmer Publikums trifft. Für „Lulu“ gab es plötzlich ein Rieseninteresse. Andere, als Erfolg geplante Titel, zum Beispiel „Liebestrank“, lagen dagegen nur bei 50 Prozent Auslastung.

Und: Mich nervt die Zeitungsgläubigkeit der Zuschauer, die nach einem Verriss auf den Theaterbesuch und die Bildung einer eigenen Meinung verzichten. Ich habe nichts gegen eine kritische Beschreibung unserer Arbeit, aber das Niveau, auf dem hier – zumindest über Schauspiel – geschrieben wird, bewegt sich selten auf Augenhöhe mit dem Produkt. Die Beschreibungen bleiben an der Oberfläche. Manchmal denke ich: „Wäre die Inszenierung auf dem Niveau der Kritik, hätte der Rezensent Recht.“

O&T: Sie verabschieden sich im Spielzeitheft von „Freund und Feind“. Gehört die Presse zu Ihren Feinden?

Von Studnitz: Da müssten Sie die einzelnen Kritiker befragen.

O&T: Wer gehört noch dazu?

Von Studnitz: Menschen, die ich in den elf Jahren nicht davon überzeugen konnte, dass ich nicht arrogant bin, sondern direkt. Es ist auch völlig in Ordnung, dass man nicht jeden erreicht. Als ich die letzte Wilhelmsburg [Spielstätte, an der das Theater Ulm alle zwei Jahre Open-Air-Vorstellungen spielt, Anm. d. Red.] mit den Worten eröffnete: Ich begrüße Sie zu meiner letzten Wilhelmsburg, sagte jemand: „Gott sei Dank“.

Zuletzt gab es Riesenaufregung, gleichzeitig großen Zuspruch, anlässlich der Inszenierung von „Schneewittchen“. Schneewittchen und der Prinz besingen mit einem Liebeslied jeweils ein Püppchen, das aussieht wie der spätere Liebespartner – eine ganz naive Zwillingsseelensetzung. Eine Lehrerin machte mit geprüft-pädagogischem Blick pädophile Tendenzen beim Prinzen aus. Ein rot erleuchtetes Herz vor dem Vorhang zu Beginn des Stückes assoziierte sie mit dem Rotlichtmilieu und so weiter. Die Beschreibungen ließen sich fortsetzen.

In der Oper kann die emotionale Spannung nicht zusammenbrechen, dafür sorgt die Musik.

Bei diesen Ansagen eines Teils der Lehrer, die glauben zu wissen, welches Theater für Kinder richtig ist, kriege ich einen Vogel. Ich habe zwei Töchter, arbeite in einem Beruf, der den kindlichen Blick verlangt. Verzaubern ist mein Job und Theater nicht Fortsetzung irgendwelcher Lerninhalte mit anderen Mitteln.

O&T: Ist es auch die Aufgabe des Theaters anzuecken?

Von Studnitz: Bewusste Provokation nach dem Motto „eine Premiere ohne mindestens fünf Buhs ist ein Flop“ interessiert mich nicht. Ich will einfach eine Geschichte richtig erzählen, so, dass sie heute, jetzt, funktioniert – auch ohne dass sich das Publikum vorher damit beschäftigen muss – und so, dass ich mich nicht langweile. Dazu gehören Ecken.

O&T: Sie sind auf der einen Seite Regisseur, hier in Ulm sind Sie im Wesentlichen aber auch Intendant.

„Nabucco“ (s. auch Pressespiegel, S. 26).Opern- und Extrachor des Theaters Ulm. Foto: Martin Kaufhold.

Von Studnitz: Wobei ich bei der Oper mit Matthias Kaiser als Operndirektor den geistig richtigen Partner habe. Ich habe zwar auch Opern inszeniert, mache das mit dem Blick des Schauspielregisseurs und muss die Geschichte verstehen. Was bei Verständlichkeit von Sängern ohne Übertitel oft ein Problem ist. Roberto Scafati zeichnet für den Höhenflug des Balletts verantwortlich, GMD Timo Handschuh für den des Orchesters.

O&T: Gibt es einen Unterschied zwischen Schauspiel- und Musiktheaterregie?

Von Studnitz: Ja, klar. In der Oper kann die emotionale Spannung nicht zusammenbrechen, dafür sorgt die Musik. Im Schauspiel muss ich „Musik“ mit den Schauspielern erst herstellen. So, dass sie wiederholbar ist, Abend für Abend. Ein Sänger kann sich theoretisch einfach der Partitur anvertrauen, ein Schauspieler seinem Text nicht.

O&T: Haben Sie auch mit dem Chor gearbeitet?

Von Studnitz: Oh ja.

O&T: Wie war das?

Von Studnitz: Ich würde sagen: von… bis...! Wir haben angefangen mit einem Projekt, „Café Verdi“: Einmal im Monat besuchen die Seniorinnen eines Damenstifts ihre Altersgenossen in einem Männeraltersheim zum Tanztee. Die Stiftleiterin lost die Paare, damit nicht immer dieselben miteinander tanzen. Das führt zum Aufstand, sie wird entmachtet, die Alten bestimmen den Verlauf der Party selbst. Dazu haben wir Best-of-Verdi-Stellen ausgewählt. Ein schöner, berührender Abend.

Der Mensch entwickelt im Kollektiv manchmal erstaunlich negative Verhaltensweisen – auch im Theater.

Emily Bobe als Kinderstatistin und Kwang-Keun Lee als Nabucco. Foto: Martin Gäbler

Emily Bobe als Kinderstatistin und Kwang-Keun Lee als Nabucco. Foto: Martin Gäbler

Dann kam die Bitte: „Können wir das nochmal machen?“ Also habe ich mir eine Art Nachtschwärmer-Café ausgedacht. Musikalisch ging der Bogen von Schubert bis Nina Hagen. Frage des Chors: „Bekommen wir da Solistengagen?“ Ich: „Nein, Ihr habt mich gefragt, und ich mache das für Euch.“ Abstimmung über das Projekt; Ergebnis: 17 dagegen, 3 dafür. Darauf ich: „Leute, so sehr ich jeden Einzelnen von Euch schätze, als Gruppe verachte ich Euch gerade. Es tut mir jetzt schon leid, dass ich Euch den tollen neuen Chordirektor besorgt habe.“ Riesenaufstand, Schreierei. – Inzwischen haben wir uns längst wieder versöhnt und bei „Viva la Mamma“ und „Liebestrank“ sehr schön zusammengearbeitet.

Der Mensch entwickelt im Kollektiv manchmal erstaunlich negative Verhaltensweisen – auch im Theater. Techniker, Musiker, Chorsänger, Schauspieler – Tänzer eher selten. Je länger ein Künstler in einem Kollektiv arbeitet, umso größer ist die Gefahr, dass dies eintritt. Ich bewundere jeden Musiker, der sich den Spaß am Beruf im Orchestergraben nicht kaputt machen lässt.

O&T: Wieso Tänzer eher nicht?

Von Studnitz: Das liegt vielleicht daran, dass sich Herz und Hirn beim Tanz so bedingungslos dem Körper hingeben müssen, Glückshormone bei Proben und Vorstellungen garantiert sind. Körper sind objektiv, werden unmittelbar zu Kunst, können sich nicht verstellen – siehe Kleists Aufsatz über das Marionettentheater.

O&T: Interessant ist, dass Sie den Tanz als Kollektiv betrachten, auch wenn es relativ wenige Tänzer sind, die alle ja auch solistische Aufgaben haben.

Von Studnitz: Stimmt. Das Ballett in Ulm besteht aus Solotänzern mit Verpflichtung zur Gruppe. Aber allein das tägliche Training schweißt alle zusammen – im Sinne einer Gruppe.

O&T: Als Intendant sind Sie nicht nur Künstler, sondern auch Manager. Sie leiten ein großes Haus, führen die Menschen hier im Haus, haben mit den Menschen in der Stadt und mit der Politik zu tun. Wie viel Spaß macht Ihnen das?

Von Studnitz: Als ich die Chance hatte, dieses Amt zu übernehmen, musste ich mich erstmals zu der Leitung eines solchen Tankers, seinen Eigendynamiken und Verkrustungen verhalten, zu der Frage: „Warum ist es richtig und wichtig, dass ich das mache?“ Das war eine Herausforderung. Die ersten drei Jahre waren gekennzeichnet durch extreme Auseinandersetzungen zwischen mir und dem Personalrat. Der sagte mir in der ersten Spielzeit: „Herr Studnitz, ich glaube, Sie sind ein guter Regisseur, aber ein schlechter Intendant.“ Ich: „Warten wir‘s ab.“

Streaming ist eine wichtige Neuerung im PR-Bereich. Es ersetzt nicht den Theaterbesuch, sondern funktioniert als Teaser, als Werbung für das Theater.

Charles Gounods „Faust“ in einer Inszenierung von Matthias Kaiser mit Young-Jun Ha als Wagner, Kwang-Keun Lee als Valentin, Opernchor und Extrachor. Foto: Jochen Klenk

Charles Gounods „Faust“ in einer Inszenierung von Matthias Kaiser mit Young-Jun Ha als Wagner, Kwang-Keun Lee als Valentin, Opernchor und Extrachor. Foto: Jochen Klenk

Das Jahr drauf: „Herr Studnitz, falls Sie vorzeitig aus dem Vertrag gehen müssten und das Recht auf eine Abfindung hätten, fände ich es gut wenn Sie diese Abfindung dem Theater stiften würden.“ Ich: „Warten wir‘s ab.“ Ein Jahr später öffnete er mir am ersten Tag der Spielzeit die Tür mit den Worten: „Darf ich Ihnen nochmal die Tür aufhalten?“ Ich: „Warum nochmal?“ Antwort: „Wer weiß, wie lange Sie noch bleiben.“ Ich: „Warten wir‘s ab.“ Wir haben abgewartet… In der vierten Spielzeit kam die jetzige Verwaltungsdirektorin, Frau Weißhardt, großartig! Wir waren von Anfang an ein Team. Sie hat die Rolle des Personalrats auf das zurückgeführt, was dessen Rechte sind. Seit dem fünften Jahr arbeiten wir mit seinen Nachfolgern sehr gut zusammen.

O&T: Wie klappt die Zusammenarbeit mit Frau Weißhardt in Sachen künstlerischer und kaufmännischer Verantwortung?

Von Studnitz: Wir sind eine echte Doppelspitze. Ich kann mich kaufmännischen Überlegungen nicht entziehen, muss mich bei künstlerischen Entscheidungen fragen: Was kostet das? Sprenge ich den dafür vorgesehenen Rahmen? Wenn ich da nicht aufpasse und dadurch beim Jahresabschluss ein Defizit habe, muss ich mir die Frage gefallen lassen: Warum planen Sie das? Insofern denke ich kaufmännisch mit. Musste ich allein schon deswegen, weil wir in meiner Intendanz in drei Schritten eine Einsparung von 600.000 Euro zu stemmen hatten. Wenn Sie die fixen Personalkosten aus Technik, Orchester und Chor vom Budget abziehen, bleiben nur noch die NV-Solo-Verträge und die Ausstattung, aus denen diese Summe kommen muss.

O&T: Wie ist es heute? Wie ist das Standing des Theaters in der Stadt, in der Politik?

Von Studnitz: Die Stadt gleicht Tariferhöhungen immer aus, was nicht in allen Kommunen so gehandhabt wird. Und sie hat eine Riesensanierung durchgeführt. Die Stadt steht zu ihrem Theater.

O&T: Apropos Sanierung. Sie haben sich dafür entschieden, das Haus nicht zu verlassen, sondern zu bleiben und die Sanierung in Abschnitten zu realisieren.

Roberto Scafati zeichnet für den Höhenflug des Balletts verantwortlich – hier: „Acqua & Recortes“ mit Bogdan Muresan, Alessio Pirrone, Chiara Rontini, Leila Bakhtali, Lorenzo Ruta, Beatrice Panero, Daniel Perin, Ceren Yavan-Wagner, Yuka Kawazu, Giorgio Strano. Foto: Ilja Mess

Roberto Scafati zeichnet für den Höhenflug des Balletts verantwortlich – hier: „Acqua & Recortes“ mit Bogdan Muresan, Alessio Pirrone, Chiara Rontini, Leila Bakhtali, Lorenzo Ruta, Beatrice Panero, Daniel Perin, Ceren Yavan-Wagner, Yuka Kawazu, Giorgio Strano. Foto: Ilja Mess

Von Studnitz: Das war eine Entscheidung des Gemeinderats. In Lübeck sind wir damals während der Sanierung ausgezogen, spielten in einer Vieh-Auktionshalle, in der Petrikirche und in einem kleinen dachbodenartigen Raum. Die Verwaltung saß in einer Kaserne. Ich finde die Entscheidung, in Ulm die Sommerferien für die einzelnen Sanierungsschritte zu nutzen, richtig. Einmal mussten wir die Spielzeit schon im Mai beenden, weil die Bühnentechnik dran war und waren mit zwei Stücken aus dem Abo („Cyrano“, „Don Carlo“) plus einer frei verkauften „Rocky Horror Picture Show“ auf der Wilhelmsburg. Dank der überdachten Zuschauertribünen fiel nicht eine einzige Vorstellung aus. Das hat die Wilhelmsburg endgültig im Bewusstsein der Zuschauer verankert.

O&T: Wie hat es insgesamt mit der Sanierung geklappt?

Von Studnitz: Immer wieder Spitz auf Knopf. Wir hatten bei der Erneuerung der Bühnentechnik dieselbe Firma am Start, die das Staatstheater in Stuttgart lahmgelegt hat. Und haben ein Jahr lang ohne die entsprechenden TÜV-Abnahmen für Drehscheibe, Hubpodien und Maschinenzüge trotzdem gespielt. Nach den beiden Sanierungen, die ich jetzt miterlebt habe, in Lübeck und Ulm, würde ich immer dafür plädieren, auf externe Planungsbüros zu verzichten: zu viele Reibungsverluste. Ich würde mir einen theaterkundigen Architekten suchen, würde ihn über die gesamte Sanierungszeit fest engagieren, damit er immer vor Ort ist und mit der Theaterleitung, mit dem Technischen Direktor die einzelnen Sanierungsschritte planen, besprechen und verfolgen kann.

O&T: Ein Beispiel?

Von Studnitz: In einer Spielzeit wurden alle Tonkabel neu verlegt. Im Jahr darauf die Beleuchtungskabel – von einer anderen Firma. Diese riss die alten Beleuchtungskabel raus – inklusive der neuen Tonkabel. Das Planungsbüro verhinderte das nicht. Und kassiert für diese Art der Betreuung zehn Prozent der Sanierungssumme.

O&T: Also mehr Einbeziehung der Menschen im Haus?

Von Studnitz: Halte ich für besser.

O&T: Sind Sie denn zufrieden mit dem Ergebnis?

Von Studnitz: Im Großen und Ganzen – ja. Bis auf die Mithöranlage. Katastrophe! Die Firma ist natürlich pleite, also nicht belangbar.

O&T: Es wurde viel geschrieben über die neuen Stühle.

Von Studnitz: Die waren gar nicht in der Sanierung geplant. Dann wurde der öffentliche Druck zu groß, es gab einen Spendenaufruf – und jetzt gibt es die neuen Stühle. Gut so! Es wäre allerdings aus akustischen Gründen ein großer Vorteil gewesen, den Zuschauerraumboden von seinem senfgelben Veloursteppich zu befreien und ein Parkett zu verlegen. Das ging nicht, weil das Haus seit zehn Jahren denkmalgeschützt ist.

O&T: Es gab auch einen Anstieg der Kosten.

Von Studnitz: Ja, im Rahmen des Üblichen.

O&T: Wie sehen Sie die Internetpräsenz Ihres Hauses im Hinblick auf das Thema Streaming?

Von Studnitz: Als es damit vor einigen Jahren losging, waren wir vorne dabei. Streaming ist eine wichtige Neuerung im PR-Bereich. Es ersetzt nicht den Theaterbesuch sondern funktioniert als Teaser, als Werbung für das Theater.

Das Ulmer Theater nach der Sanierung. Foto: Hermann Posch

Das Ulmer Theater nach der Sanierung. Foto: Hermann Posch

Wenn aber für Rechteabgeltung gegenüber Verlagen oder Künstlern große Summen fällig werden, ist ein Haus wie Ulm in der Bredouille. Größere Theater bieten ganze Opernproduktionen auch länger im Netz an – wir machen das nur am Abend der Vorstellung, inzwischen aber nur noch Vorstellungen, die tantiemefrei sind, beziehungsweise wo der Kreis der betroffenen Künstler sehr klein ist und diese ein Streaming auch als wünschenswert empfinden. Also nur noch Tanz und Schauspiel. Zurzeit laufen Verhandlungen zwischen dem Bühnenverein und den Gewerkschaften zu diesem Thema. Ich hoffe, mit gutem Ausgang für die kleineren Theater.

O&T: Wie ist es mit den Trailern zu den Stücken?

Von Studnitz: Wenn wir Originalton verwenden, hält der Verlag gleich wieder die Hand auf. Also unterlegen wir das mit GEMA-freier Musik ohne O-Ton.

O&T: Ein Blick in die laufende Spielzeit: Sie haben gesagt, Sie lassen es noch einmal so richtig krachen…

Von Studnitz: „Dogville“ als Spielzeiteröffnung war das erste Schwergewicht im Schauspiel, Nummer zwei wird „Die Krönung Richards II.“ von Hans Henny Jahnn. „Faust“, „Elektra“, „Motezuma“ in der Oper haben es entsprechend in sich. Und am Schluss kommt die deutschsprachige Erstaufführung von „Rock of Ages“. Es gibt einen sehr musical-affinen Unternehmer hier im Ort, der schon drei Produktionen massiv unterstützt hat und sich jetzt richtig reinhängt. Dadurch können wir Gäste engagieren, die den Abend zu einem echten Highlight werden lassen könnten.

O&T: Wie geht es danach mit Ihnen weiter?

Von Studnitz: Die Zeit nach Ulm ist die Zeit vor Ulm. Ich werde wieder frei arbeiten.

O&T: Freuen Sie sich darauf?

Von Studnitz: Oh ja! Ich bin dann 64, beweisen muss ich mir nichts mehr. Und in Ulm habe ich meine Lust, selber zu spielen, wiederentdeckt.

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