Hintergrund
Man hat hier andere Probleme
Der Theater-Website-Check: Landestheater Coburg
Die Website des Landestheaters Coburg gehört sicherlich nicht zu den innovativsten, die es zur Zeit gibt. Aber sie funktioniert – jedenfalls in den meisten Belangen. Wo andere Theater oder Opernhäuser großflächig mit mehr oder minder eindrucksvollen Aufführungsbildern Aufmerksamkeit vom ersten Moment an erheischen, ist man hier ganz traditionell orientiert: Oben sind die Navigationsmenüs für einen schnellen Zugriff integriert, ganz unten die wichtigen rechtlichen Daten wie Impressum, AGBs et cetera.
Die Website wirkt auf diese Weise – im Zusammenhang mit der Blaufärbung des Seitenkopfes und der Grafik eines Gewölbes – eher wie eine Business- oder Newswebsite, jedenfalls nicht wie eine Website, die eine Kultur- und Kunstinstitution repräsentiert. Das muss kein Nachteil sein, wenn man trotzdem genau das bekommt, was man als Benutzer finden möchte. Denn Websites, gerade auch wenn sie „Produkte“ anbieten, kommunizieren unaufhörlich. Und beide Seiten müssen gut aufeinander „hören“. Man findet also alles relativ flott auf dieser Website, aber so richtig im Griff hat man sie von Theaterseite nicht. So findet sich im Downloadbereich das Konzertjahresheft von der längst vergangenen Spielzeit. Die Infoseite dazu ruckelt defekt und lässt sich nicht scrollen. Ein Download von Postkarten bietet pdf-Daten mit Schnittmarken an – welchen Zweck soll das haben?
Ansonsten bekommt man zu den Stücken die nötigen Basisinformationen wie Besetzung, Fotos und Pressestimmen, so vorhanden. Gelegentlich wird ein Video als Teaser eingebunden – mit allem Wohl und Wehe, das daran hängt. Man wünschte sich dabei aber ein bisschen mehr Mut in der Produktion dieser Videos.
Online-Kartenkauf
Der Kartenkauf ist – wie allgemein üblich – auf den normalen Wegen über Anruf, schriftliche Bestellung, Vorverkaufsstellen und Theaterkasse möglich, ein Online-Kauf wird im entsprechenden Eintrag komischerweise nicht erwähnt. Den findet man aber mittels Zugang über den Kalender. Abgewickelt wird der Onlineverkauf von einem externen Anbieter mit Namen eventris, der eigentlich in der Schweiz seinen Sitz hat (hier aber über den deutschen Sitz adressiert ist) und nicht zu verwechseln ist mit dem ähnlich klingenden Ticketsystem von eventim. Das Theater Coburg weist allerdings nicht extra auf die Bedingungen des Bestellablaufs hin. Das wird erst in einem zweiten Schritt der Bestellung klar, wo sich die rechtlichen Informationen am Seitenfuß finden. Bezahlen kann man dann über Kreditkarten oder den „Payment Service Provider“ namens „heidelpay“. Wenn man den Bezahlvorgang nicht bis zum Ende durchführt, wird allerdings nicht klar, ob man tatsächlich eine Eintrittskarte erhält oder eine Art Gutschein, mit dem man dann an der Theaterkasse sein Ticket abholt (so wird der Vorgang bei eventris dargestellt). Eine Aufklärung über diese Vorgänge wäre hilfreich, nützlich und eigentlich auch dringend geboten.
Datenschutz
In Sachen Datenschutz gibt es nichts zu beanstanden, alle Angaben dürften den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Den einen Besuchertracker (Google Analytics), den man einsetzt, kann man unter „Datenschutz“ nicht direkt deaktivieren. Das ist schade! Schade ist es auch, dass die Website-Kommunikation leider noch nicht verschlüsselt über SSL erfolgt. Das ist ja mittlerweile gar nicht mehr so kostspielig und an sich einfach zu implementieren. Hier sollte man bald handeln.
Mobile
Die Website kann über Smartphones genutzt werden und erfüllt ihren Zweck, ist aber nicht unbedingt leseoptimiert (kleine Schrift, lange Scrollseiten et cetera).
Social Media
Social Media hat für das Theater Coburg offenbar nicht die ganz große Bedeutung. Der einzige bediente Kanal ist Facebook unter der eigenartigen Adresse: https://www.facebook.com/Landestheater-Coburg-118687424817149/, und man kann dort auf erstaunliche knapp 4.500 Abonnenten verweisen. Übermäßig aktiv genutzt wird der Facebook-Kanal aber weder von den Besuchern noch vom Theater. Und man darf rätseln, woran
das liegen mag. Wohl an beiden. Diese Facebook-Adresse ist die offizielle. Daneben gibt es aber auch noch eine ohne die lange Zahl am Ende mit Theaterlogo, auf der sich auch Einträge finden, obwohl man dort keine „Freunde“ hat.
Besonderheiten
Das klingt in der Kritik jetzt härter als es gemeint ist. In Coburg hat man zur Zeit ganz sicher andere Probleme zu bewältigen als eine Theaterwebsite. Man erinnert sich an die ganzen Sanierungsnotwendigkeiten und die Suche nach Ausweichspielstätten, denn das Theatergebäude darf aus Sicherheitsgründen nur noch bis Ende des Jahres 2018 genutzt werden. Dieses Hickhack um die konkrete Zukunft bindet sicher die Kräfte. Gleichwohl ist es besonders bedauerlich, dass unter „Aktuelles“ kein einziges Wort darüber verloren wird. Trotzdem sollte man aufpassen, dass der Website nicht das gleiche Schicksal droht wie dem Theatergebäude.
Martin Hufner |