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Beratung
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in
Mecklenburg-Vorpommern, zuletzt aufgefallen durch eine nicht gerade konstruktive Position in Sachen Theaterkultur des Landes, hat nun bekannt gegeben, dass eine Managementberatungs-Firma damit beauftragt wurde, bis zum Herbst Modelle zur „Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterstrukturen in Mecklenburg-Vorpommern zu erarbeiten“. „Wir haben ausgewiesene Experten mit dem notwendigen kulturellen Sachverstand gefunden“, sagt Kultusminister Mathias Brodkorb dazu. In der Pressemitteilung heißt es weiter: „Die ‚Metrum Managementberatung GmbH‘ wurde 1999 in München gegründet und ist auf die Beratung von Kulturinstitutionen und Institutionen der öffentlichen Hand ausgerichtet. Dazu zählen beispielsweise das Theater Dortmund, das Landestheater Coburg, das NDR Sinfonieorchester und die Klangkörper des Bayerischen Rundfunks.“
Nicht erwähnt wird hier, dass die Beratungsfirma kürzlich auch ein Papier zur „Strategischen Weiterentwicklung“ der beiden Sinfonieorchester des SWR vorgelegt hat. In der Folge erklären SWR-Intendant Peter Boudgoust und Hörfunkdirektor Bernhard Hermann nun schon seit Wochen ihr Vorhaben, die beiden Orchester zu einem Klangkörper zu fusionieren – und ernten dafür lautstarken Protest von Orchestermitgliedern, Kulturschaffenden und Rezipienten. Es bleibt abzuwarten, welche Modelle nun für das kultur-gebeutelte Mecklenburg-Vorpommern entwickelt werden.
Rauswurf
Geht er, bleibt er? Kündigt er, oder wird er gekündigt? Das Hin und Her um den Verbleib des Kölner Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg hat nun zunächst ein Ende gefunden. Der Hauptausschuss des Rates der Stadt Köln hat mit rot-grüner Mehrheit beschlossen, Laufenberg fristlos zu kündigen. Vorausgegangen war eine monatelange – größtenteils öffentlich ausgetragene – Schlammschlacht zwischen Stadtspitze und Intendant. Dieser hatte sein Haus für unterfinanziert erklärt und die kommende Spielzeit komplett in Frage gestellt. Möglicherweise sei die Oper Köln das erste Theater in Deutschland, das eine komplette Spielzeit absagen müsse, ließ Laufenberg, der die Kölner Oper in den knapp drei Jahren seiner Intendanz künstlerisch unbestritten wieder in die Spitzenklasse geführt hat, verlauten. Die letzten Schritte vor dem Rauswurf hatten sich öffentlich im Kölner Stadtanzeiger abgespielt. Laufenberg hatte dort bekannt gegeben, dass er seinen
Posten auf keinen Fall vor 2013 räumen wolle. Einigen Stadtoberen warf er Intriganz und Unfähigkeit vor. Eine „Entschuldigung“ folgte auf dem Fuße, ebenfalls im Stadtanzeiger: „Selbstverständlich akzeptiere ich, dass die Stadt von Ihrem Opernintendanten verlangt und wünscht, Verantwortliche in dieser Stadt nicht als intrigant, unfähig und unverantwortlich zu bezeichnen. Ich bitte dafür in aller Form um Entschuldigung.“ Kritik an der Entscheidung kommt aus der CDU. Deren Fraktionsvorsitzender, Winrich Granitzka, sprach von einem „schwarzen Tag für die Kölner Kultur“.
Opernmagazin ausgezeichnet
Das Opernmagazin „Max Joseph“ der Bayerischen Staatsoper ist bei der Vergabe des Medienpreises „LeadAward 2012“ als „Magazin des Jahres“ ausgezeichnet worden. Das Redaktionsteam habe der Jury gezeigt, „wie ein eher elitäres und als verstaubt angesehenes Thema unglaublich frisch, zeitgemäß und für jedermann zugänglich umgesetzt wird“, sagte der Vorsitzende der Lead Academy bei der Preisverleihung. Inhaltlich betreut wird „Max Joseph“ von dem Dramaturgie-Team der Bayerischen Staats-oper. Ein zweiter LeadAward ging ebenfalls an „Max Joseph“ in der Kategorie „Illustrationsbeitrag des Jahres“. Der Operncomic zu Wagners „Tristan und Isolde“, gezeichnet von Illustrator Lucas Hasselmann, gab den Ausschlag für diese Entscheidung.
Zum Tod von Dietrich Fischer-Dieskau
Großer Liedgesang: Das ist die perfekte Verbindung, ja Durchdringung von Wort und Ton. Die gedankliche Erfassung dessen, was im Text mitgeteilt und ausgedrückt werden soll, und dann die kongeniale Verschmelzung mit den musikalischen und vokalen Ausdruckselementen, die der Komponist gleichsam als überhöhenden Kommentar hinzugefügt hat. Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau erfüllte diese Ideal-voraussetzungen der Liedkunst mit seltener Vollkommenheit. Als er nach dem letzten Krieg 1947 seine erste „Winterreise“ gestaltete, wirkte das wie eine Neuschöpfung. Später äußerte Jean Cocteau einmal, Fischer-Dieskau sänge so, als komponiere er das jeweilige Werk im Augenblick des Singens. Den unendlichen Kosmos des deutschen romantischen Klavierliedes, das Schaffen eines Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf öffnete er mit ungewohnter Tiefenschärfe. Nicht nur das deutsche Publikum lag ihm zu Füßen, als Botschafter des Kunstliedes gastierte er in vielen Ländern, trug mit seiner Kunst zur Versöhnung bei. Seine lyrisch-weich timbrierte Baritonstimme war dank der präzisen Textbehandlung gleichwohl des dramatischen Ausdrucks fähig. Das brachte ihn zur Oper. 1948 verpflichtete ihn die Städtische Oper Berlin als ersten lyrischen Bariton. Verdis Posa im „Don Carlos“, der Wolfram in Wagners „Tannhäuser“, Papageno, Verdis „Falstaff“ – Fischer-Dieskau erarbeitete sich ein breites Repertoire, mit dem er an vielen großen Opernhäusern und bei Festspielen glänzte. Der Moderne
stand er aufgeschlossen gegenüber. Henze schrieb ihm den Gregor Mittenhofer in der „Elegie für junge Liebende“; Hindemiths „Mathis“, Bergs „Wozzeck“, Busonis „Doktor Faustus“, von Einems „Danton“ waren weitere Titel. Den größten Triumph aber feierte er mit der Uraufführung von Aribert Reimanns „Lear“ 1978 an der Bayerischen Staatsoper. König Lear als Ikone des Leidens – Dietrich Fischer-Dieskau gestaltete das ergreifend und überwältigend. Anfang 1993 beendete der Sänger seine Konzertauftritte. Schriftstellerische Tätigkeiten, Dirigieraufträge und Nachwuchspflege füllten die späten Jahre. Tausende Schallplatten und CDs bewahren die Erinnerung an einen großen Sänger. Dietrich Fischer-Dieskau ist im Alter von 86 Jahren gestorben. gr
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