Auf dem Nachhaltigkeitsgipfel in Rio de Janeiro sollten die Weichen für eine nachhaltige und umweltschonende Entwicklung in Sachen Umweltschutz gestellt werden. Erreicht wurde nur ein Abschlussdokument unter der Überschrift „Die Zukunft, die wir uns wünschen“, in dem lediglich vage Absichtsbekundungen abgegeben und die Beschlüsse der vergangenen 40 Jahre dokumentiert werden. Weder das Problem der Unterernährung noch die weltweite Arbeitslosigkeit, geschweige denn der Komplex Klimawandel konnten konkreten Regelungen zugeführt werden.
Die Bewegungsunfähigkeit auf internationaler Ebene findet ihr Spiegelbild in der Trägheit auf nationaler Ebene. Der Kulturkonvent, der mit großem Tam-Tam zur Rettung der Theater und Orchester in Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen wurde und in aller Transparenz arbeiten sollte, scheint ins Verborgene abgerutscht zu sein; außer einer kärglichen Bestandsaufnahme und der Erkenntnis, dass das Kulturraumgesetz aus Sachsen nicht so leicht zu importieren ist, ist nichts mehr zu hören. Auch von dem Versprechen, dass die im Kulturkonvent selbst überhaupt nicht eingebundenen Vertreter der tatsächlich auf den Bühnen agierenden Künstler in den zu bildenden Arbeitsgruppen beteiligt würden, ist nichts zu spüren – still ruht der See!
Die bis zum Jahre 2020 eingefrorene Finanzierung der Theater und Orchester in Mecklenburg-Vorpommern ist – wie schon mehrfach berichtet – kulturpolitisch höchst problematisch, bezeichnenderweise ist nun eine weitere Firma, die Metrum Managementberatung GmbH – angeblich „ausgewiesene Experten mit dem notwendigen kulturellen Sachverstand“, wie Kultusminister Brodkorb, dem dieser offensichtlich fehlt, betont – beauftragt, ein neues Gutachten mit mindestens fünf unterschiedlichen Struktur- und Finanzierungsmodellen für die künftige Theater- und Orchesterstruktur des Landes zu erstellen. Wir können gespannt sein, ob es diesen Herrschaften gelingt, das Rad neu zu erfinden, dann zumindest hätten sich die Kosten gelohnt für die Beauftragung der „Experten“.
Mit einem mehrstelligen Millionenbetrag ist für das ZDF auf Usedom das EM-Studio in den Sand, ääh, das Meer gesetzt worden, damit hätte auch locker die Kulturfinanzierung bis 2020 in ganz Meck-Pomm gelöst werden können..., aber vielleicht lässt sich das Studio nach der EM wenigstens noch als Seebühne nutzen, wär doch schon mal was für eins der fünf Modelle!
Landauf, landab geht der Kulturkahlschlag bei den sogenannten „freiwilligen Leistungen“ munter weiter, dabei sind die gar nicht freiwillig; sie heißen nur so, weil damit nach den katastrophalen Erfahrungen im Dritten Reich verdeutlicht werden sollte, dass sie soweit wie möglich dem staatlichen Zugriff und damit einer ideologischen Lenkung entzogen sein sollten. Gemeint ist damit vorrangig, dass es sich um Aufgaben handelt, die die Kommunen in eigener Verantwortung , sprich in kommunaler Selbstverwaltung, zu erfüllen haben, wie auch der folgende Auszug aus einer Pressemeldung des DBV vom 20.08.2009 unterstreicht:
„Darüber hinaus ist die allgemeine Daseinsvorsorge vorrangige Aufgabe der Kommunen. Zu dieser Daseinsvorsorge gehören selbstverständlich auch die Kultureinrichtungen. Nicht zuletzt dafür zahlt der Bürger seine Steuern in der Erwartung, dass die Kommune es ihm ermöglicht, in seiner Stadt sein Leben zu gestalten.“
Der Flughafen BBI in Berlin braucht ein bisschen länger, auch die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens am 17. März 2013 wird zunehmend in Frage gestellt. Stuttgart 21 zieht sich auch hin, redet nur keiner mehr drüber... Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden dauert natürlich mindestens zwei Spielzeiten länger; um wie viele Jahre sich die feierliche Einweihung des wiedererrichteten Stadtschlosses mit dem Humboldt-Forum verschiebt, weiß kein Mensch.
Stillstand allerorten, aber es scheint unserer Wirtschaft ja nicht zu schaden, sie entwickelt sich bestens und die Steuereinnahmen sprudeln... – Die Zukunft, die wir uns wünschen?!? In diesem Sinne sollten wir uns ein Beispiel nehmen und nicht zuviel Aktionismus an den Tag legen: Fahren wir alle in den Urlaub und legen die Beine hoch.
Gerrit Wedel
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