Editorial
Der gute Vorsatz: Nicht perfekt sein...
Jahresanfang: Eigentlich ein hervorragender Zeitpunkt für ein Editorial. Man kann einerseits wunderbar auf das vergangene Jahr 2016 zurückblicken, sich all die Ereignisse, die uns nachhaltig bewegt haben, noch einmal vor Augen führen und in sich hineinhorchen, wie wohl die Emotionen und Gedanken zum Zeitpunkt der Geschehnisse waren und wie sie inzwischen sind. Genauso kann man dann andererseits einen Ausblick auf das uns bevorstehende Jahr wagen und orakeln, was uns noch alles so erwarten könnte, mit welchen Situationen wir konfrontiert sein werden und wie wir uns am besten darauf vorbereiten können. Gleichzeitig fasst man mitunter auch deshalb dann die üblichen guten Vorsätze, die uns dabei helfen sollen, uns und unser Leben zu perfektionieren, bessere Menschen zu werden und gegen alle Eventualitäten und Widrigkeiten gewappnet zu sein.
Stefan Moser. Foto: Sascha Kletzsch
Aber wollen wir das wirklich? Was wäre denn tatsächlich, wenn wir alle unsere guten Vorsätze nicht wie in den vergangenen Jahren nach kurzer Zeit an einen sicheren Ort wegspeicherten, so dass wir sie für das nächste Jahr schnell und unkompliziert wieder griffbereit hätten, sondern sie tatsächlich durchhielten und konsequent weiterlebten? Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie der perfekt durchorganisierte Tag, die perfekt durchorganisierte Woche, der Monat und das ganze Jahr eines stets auf seine Gesundheit, Fitness, sozialen Kontakte, Motivation und auf alle anderen wichtigen Dinge bedachten Menschen aussehen und wie viele Stunden er zur Verfügung haben müsste, um all dem ausreichend gerecht zu werden. Noch schwerer fällt es mir jedoch, dabei dann noch Räume zu sehen für Entwicklungen jeglicher Art, speziell auch unvorhersehbarer. Und irgendwie langweilig würde es dann wahrscheinlich ja auch leicht werden …das Leben.
Deshalb habe ich mir für das kommende Jahr nur eines vorgenommen: Nicht zu versuchen, perfekt zu sein, sondern einfach nur ein bisschen besser zu werden, mehr zuzulassen und mir selbst und anderen gegenüber nachsichtiger zu sein, Dinge offen anzunehmen und ausreichend Freiräume zu lassen, so dass jeder und alles sich auf seine ganz eigene individuelle Weise entfalten kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein unperfektes, unverplantes, erwartungsfreudiges, lustvolles und spannendes neues Jahr, das viele Überraschungen bereithalten möge und uns ausreichend Zeit und Muße lässt, diese und das Leben, so wie es eben ist, auch zu genießen.
Machen wir das Beste draus!
Stefan Moser |