Rezensionen
You and Me
Zhu Shaoyu: You and Me. China NCPA Concert Hall Orchestra and Chorus, ML: Zhu Shaoyu (2014). Accentus 2 DVDs ACC 20310
Wenn ein international renommierter Filmregisseur wie Zhang Yimou („Rotes Kornfeld“, „House of Flying Daggers“ und andere) ins Pekinger National Center for Performing Arts geholt wird, um die neue Oper Zhu Shaoyus, eines anerkannten einheimischen Komponisten und Dirigenten, zu inszenieren – dann ist Besonderes zu erwarten.
Geblieben ist zunächst das Orchester mit den klassischen chinesischen Instrumenten, also dem raffiniert abgestuften Schlagwerk von Holzstäben über Glocken und Gong hin zu Trommeln, die auch Dialoge, Gestik und Schreittechnik rhythmisch strukturieren. In den Zwischenspielen der fünf Akte und beim Gesang kommen die ebenfalls typischen Saiten- und Blasinstrumente hinzu – vom Bildschnitt immer wieder eingeblendet. Ergebnis ist ein für westliche Ohren dann auch typischer „China-Opern-Klang“ mit pentatonischen Linien und Melodien. Vokal dominieren hohe Stimmlagen, auch bei den Männern und in den tänzerisch geführten Chören. Erzählt wird eine Adaption der uralten Zuo-Legende: „Lord Zheng besiegt Duan in Yan“, in der nach Aufstand, Sieg und Festmahl vor allem die Versöhnung von Mutter und Sohn, also der Wert der Familie und die Kindesliebe im Finale dominieren – womöglich eine in China „moderne“ und sogar „politische“ Aussage.
Szenisch baut Regisseur Yimou auf der aus den Anfängen der Gattung überlieferten Dekoration von zwei roten Stühlen und einem roten Tisch auf. Zeitgenössisch modern werden deren Umrisse dann aber per Projektion und vergrößerten Balkenkonstruktionen – Szenenbeifall – zu Palastmauern, Toren und Sälen mit unterschiedlichen Eingängen verändert. Rollentypische, fast maskenhafte Gesichtsmalerei bis zur Entindividualisierung, faszinierende Kostümpracht und ritualisierte Personenführung sind auch in diesem Versuch der Verschmelzung von Tradition und Moderne geblieben. Folge: Auch wenn der westliche Opernfreund zuerst die Dokumentation mit ihren deutschen untertitelten Erläuterungen ansieht – der Eindruck einer reizvollen Fremdheit bleibt.
Wolf-Dieter Peter
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