|
Hintergrund
Kontrastreich – luftig – gedrückt
Der Theater-Website-Check: Staatstheater Nürnberg
Die Website des Nürnberger Staatstheaters ist erst kürzlich überarbeitet worden, und zwar gründlich und im Wesentlichen gut. Das wird in Zukunft häufiger vorkommen: Websites werden von Mobilgeräten her gedacht. Das nennt man „Mobile first“ und trägt dem Umstand Rechnung, dass immer mehr Menschen zuerst auf einem mobilen Gerät (Smartphone, Tablet) auf die Inhalte einer Website zugreifen. Was auf dem Smartphone als optisch ausgewogen erscheint, wirkt am Rechner manchmal etwas luftig. Vom „Mobile“ her gedacht ist es auch, die Navigationselemente etwas weniger umfangreich auszugestalten. Bei alten Websitechecks waren derartige Menüs durchaus überbordend (es gibt ja auch so viel, was man wissen wollen könnte). Das Menü des Staatstheaters Nürnberg wirkt hier ausgewogen, alle zentralen Nutzungsmöglichkeiten sind schnell zugänglich. Wer in die Tiefe gehen will, wird seinen Weg auf eigenen Klick erkunden müssen.
Die Startseite des Theaters ist dabei durch ein bildschirmfüllendes Foto eines aktuellen Stücks aufmerksamkeitsheischend. Darunter sind nur ein paar aktuelle Informationen zu finden. Das ist vielleicht dann doch ein bisschen zu knapp. Zum Rest: Alles ist konsistent zu navigieren. Stücke werden jeweils mit den üblichen Informationen angezeigt (Termine, Besetzung, Pressestimmen, Kartenkauf, Fotos, Videos und manchmal auch Klangbeispiele, was sehr gut ist). Bei den Zitaten der Pressestimmen wäre es allerdings noch schöner, wenn man, sofern möglich, auf die kompletten Quellen verlinken würde.
Website Staatstheater Nürnberg.
Der Grundkontrast der Website (Schwarz/Weiß) könnte allerdings auch als optisch anstrengend empfunden werden, was auch an der eingesetzten Schriftart „GT America Extended“ liegt, die sich wirklich fett breitmacht und zugleich etwas zusammengedrückt wirkt. Das ist auf dem Smartphone sehr angenehm, auf dem großen Monitor am eigenen Computer stresst es etwas das Auge.
Online-Kartenkauf
Ist man im Online-Ticketshop, verlässt man die originäre Website des Staatstheaters und landet bei einem Ticketdienstleister (eventim). Die Buchungsverfahren sind insgesamt transparent, es tauchen keine versteckten Kosten auf. Beim Kauf einer Karte zum Selbstausdrucken müssen allerdings Name und Geburtsdatum angegeben werden. Angeblich dienen diese Angaben zum Abgleich der Daten mit einem Ausweis beim Einlass. Eine Ticketübertragung scheidet damit aus, das ist ärgerlich, und ob das wirklich sein muss, steht einmal dahin. Eine Aufklärung darüber an Ort und Stelle, und nicht durch ein Blättern in den AGBs, wäre eine deutliche Verbesserung, besser noch, man fragt erst gar nicht danach. Für eine Onlinebestellung ist ein Kundenkonto nötig, das ist in Ordnung und normal. Leider scheint es unmöglich, ein einmal angelegtes Konto wieder selbstständig zu löschen, das ist weniger gut. Nicht so gut ist auch, dass der Ticketshop zwar im gleichen Fenster wie die eigene Website geöffnet wird, ein Klick auf das Logo des Staatstheaters Nürnberg aber nicht auf die eigene Website zurückführt.
Auch unschön ist für Kunden die kostenpflichtige telefonische Theater- und auch Tickethotline bei der über das Festnetz 3,9 ct/Min und über Mobilfunk bis 42 ct/Min anfallen können. Ein Alleinstellungsmerkmal der besonderen Art sozusagen, verglichen mit den Theatern im engeren bayerischen Umkreis (Regensburg, Würzburg und Augsburg).
Datenschutz
Am Datenschutz dürfte es wenig auszusetzen geben. Der einzige eingesetzte Tracker zur Websiteanalyse ist kenntlich gemacht und könnte per Plugin deaktiviert werden. Den Anforderungen der seit 25. Mai geltenden Datenschutzgrundverordnung dürfte Genüge geleistet worden sein. Die im Impressum angegebene Facebook-Seite des Opernhauses (facebook.com/Opernhaus-Nürnberg) existiert allerdings nicht, eine GooglePlus-Seite wird dort außerdem genannt, aber nicht mehr aktiv verwaltet (15 Abonnenten). Die Aufzählung solcher kleinen Fehler geschieht nicht aus Bosheit, sie zeigt aber doch an, wie Veränderungen, die man irgendwo außerhalb vornimmt, im eigenen System gerne übersehen werden (der Autor spricht aus eigener Erfahrung).
Social Media
Etwa 9.500 Menschen folgen dem Staatstheater Nürnberg bei Facebook, obwohl die Seite gar nicht so „kommunikativ“ aufgestellt ist. Bei Twitter kommt man auf zirka 2.000 Follower. Erstaunliche knapp 3.300 Abonnenten gibt es bei Instagram, bei YouTube hat man fast 1.400 Kanalabonnenten. Alle Zahlen sind nicht schlecht, was im Endeffekt heißen darf: Diese Informationen werden gerne gesehen und gelesen – vor allem aber gesehen!
Martin Hufner
|