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Schlagzeilen
Intendantennachfolge
Sasha Waltz, die international als Choreografin mit ihrer Compagnie „Sasha Waltz & Guests“ Erfolge feierte, und Johannes Öhman, derzeit Direktor des Royal Swedish Ballet, sollen ab 2019 Intendanten des Berliner Staatsballetts und damit Nachfolger von Nacho Duato werden, dessen Vertrag nicht verlängert wird. Duato hat viele Kritiker, die ihm unter anderem zu wenig Innovationskraft und mangelndes Interesse an der Bundeshauptstadt vorwerfen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, gab die Personalentscheidung auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt. Mit Waltz und Öhman bekomme die Hauptstadt zwei renommierte Persönlichkeiten des internationalen Tanzes, so Müller. Nicht immer hat es zwischen der weltweit bekannten Tanz-Frau und der Stadt Berlin zum Besten gestanden. Uneinigkeit gab es in der Vergangenheit über die Finanzierung von Waltz‘ Compagnie und um den Stellenwert des Tanzes in der Bundeshauptstadt.
Nur wenige Tage nach Bekanntwerden dieser Personalie haben Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts in einer Petition gegen die Entscheidung protestiert. Unter der dramatischen Überschrift „Rettet das Staatsballett“ wird die Idee einer künstlerischen Doppelspitze rigoros abgelehnt. „Wir respektieren die Arbeit von Sasha Waltz, sehen sie aber als völlig ungeeignet an, unsere Compagnie zu führen. Sasha Waltz ist eine Tanztheater-Choreografin. Diese Form des Bühnentanzes benötigt andere tänzerische Qualitäten als die, die ein klassisch-ausgebildeter Balletttänzer entwickelt hat und denen er sich verschrieben hat.“ Allein die Ernennung von Sasha Waltz zur Co-Intendantin des Staatsballetts werde den Ruf des Staatsballetts als eine weltweit anerkannte klassische Ballettcompanie beschädigen, „und zwar nicht nur aus Sicht der Öffentlichkeit, sondern ebenso und insbesondere aus der Perspektive klassisch-geschulter Balletttänzer und Choreografen“, so die Tänzerinnen und Tänzer. Michael Müller und Staatssekretär Tim Renner werden in der Petition aufgefordert, die Entscheidung für die beiden Intendanten „unverzüglich zurückzunehmen“.
Staatsoperstufen für 75 Euro zu haben
200 Stufen der Berliner Staatsoper wurden laut einem Bericht des Berliner Tagesspiegels kürzlich im Internet angeboten. Es handelt sich um Marmorstufen aus dem ehemaligen Gebäude der Staatsoper Unter den Linden, die nicht wieder verwendbar sein sollen. Ein privater Unternehmer hat die seinerzeit auf dem Bauschutt entsorgten Stufen offenbar gesammelt und will die Stufen nun für 75 Euro pro Stück verkaufen. Unklarheit herrscht über die Frage, wie die Stufen den Weg vom Schutthaufen ins Netz genommen haben. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will dies prüfen.
50. Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins
Zum 50. Mal erscheint in diesem Jahr die Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins. Seit 1965 erhebt der Bühnenverein die Zahlen der deutschen Theater und Orchester, nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die Daten der Theater und Orchester aus den neuen Bundesländern ergänzt. Die elektronische Erfassung seit der Spielzeit 2004/2005 brachte weitere Möglichkeiten zur Auswertung. So können unter anderem die Verwendung der öffentlichen Mittel und die Eigeneinnahmen der Betriebe detailliert wiedergegeben werden.
Die Zahlen der Theaterstatistik 2014/ 2015 zeigten eine beruhigende Stabilität, wie der Bühnenverein meldet: Die Besucherzahlen der öffentlich getragenen Theater – also Staats- und Stadttheater sowie Landesbühnen – sind einschließlich der Gastspiele mit rund 21 Millionen Zuschauern stabil geblieben. Mit 67.437 Vorstellungen der öffentlich getragenen Theater und Orchester vor Ort gab es einen leichten Rückgang von 0,4 Prozent (im Vorjahr 67.695), dem stehen aber um 1,6 Prozent gestiegene Eigeneinnahmen in Höhe von zirka 535 Millionen Euro (im Vorjahr rund 530 Millionen Euro) gegenüber.
Die Zahl der fest angestellten Theatermitarbeiter – befristet und unbefristet – ist wieder leicht gestiegen, von 39.235 auf 39.399. Insgesamt sind 44.143 Personen (Vorjahr 43.964) fest in den Theatern und Orchestern angestellt, einschließlich der Musiker der selbstständigen Kultur- und Rundfunkorchester. Die Zahl der nicht ständig beschäftigten Mitarbeiter stieg erneut, von 25.228 auf 27.238. Dies ist vermutlich auch auf die Erhöhung der öffentlichen Zuschüsse von rund 2,37 Milliarden Euro auf nunmehr gut 2,43 Milliarden Euro zurückzuführen. Personalausgaben wurden um 3,5 Prozent gesteigert. „Damit hat sich das Thema Mindestgage für darstellende Künstler aber keinesfalls erledigt. Es wird die Tarifpartner in nächster Zeit weiter beschäftigen mit dem Ziel, zu einem für die Schauspieler, Sänger, Tänzer und andere künstlerische Mitarbeiter zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen“, kommentierte Rolf Bolwin, Direktor des Deutschen Bühnenvereins, die Zahlen der Theaterstatistik. |