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„Looking at the Stars“ – Dokumentarfilm über eine Ballettschule für Blinde in São Paulo

„Fernanda Bianchini’s Association of Ballet and Art for Blind People“ (AFB) ist die weltweit erste und einzige Ballettschule für Blinde. Begonnen hat alles in der Klosterschule Padre Chico für Blinde im brasilianischen São Paulo. Fernanda Bianchinis Eltern arbeiteten dort ehrenamtlich. Ihre Tochter, Ballettschülerin, begleitete sie oft nach ihren Proben. Die Klosterschwestern bewunderten Fernandas Haltung und bemerkten, dass „so viele Blinde einen Buckel hätten“. Sie baten die damals 15-Jährige, Ballettunterricht zu geben. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – das Ballett ist eine von Grund auf visuelle Kunst: Man lernt vom Zuschauen. Fernandas Lehrerinnen prophezeiten ihr, die sehbehinderten Mädchen und Jungen würden niemals Spitzentanz erlernen.

„Ich begriff, dass ich mich in ihre Welt begeben müsste“, so Fernanda im Rückblick. Die Methode, mit der sie arbeitet, ist von großem künstlerischen und integrativen Wert. Nachdem bei Padre Chico ein regelrechtes Ballettfieber ausgebrochen war, gründete Fernanda Bianchini 1995 eine eigene Schule. Sie unterstützt vor allem junge Frauen und Männer aus einkommensschwachen Familien in und um São Paulo. Der klassische Tanz wird nur durch Berührung und Wiederholung der Bewegungen erlernt – durch das Führen der Arme und Beine. Geduld, Ausdauer und intensives Proben führten schließlich dazu, dass die blinden Tänzerinnen und Tänzer Einladungen zu Festivals auf der ganzen Welt erhielten. Die Ballettschule finanziert sich maßgeblich durch Spenden und unterrichtet heute über 300 Schüler unterschiedlichen Alters, die zumeist sehbehindert sind. Derzeit beschäftigt die AFB 13 Tanzlehrer, darunter die blinde Geyza Pereira da Silva, die in der Schule selbst ausgebildet wurde. Sie ist eine der Protagonistinnen des Films „Looking at the Stars“.

„Das Ballett macht mich zu dem, was ich bin. Ich habe mich durch das Tanzen verwandelt“, erzählt Geyza, die mit neun Jahren an einer seltenen Pilzinfektion, verursacht durch Taubenkot, schwer erkrankte und ihr Augenlicht verlor. Sie ist die geborene Primaballerina und unterrichtet trotz Ehe und Kind immer noch selbst an der Schule. Keine Selbstverständlichkeit, denn viele Tänzerinnen müssen nach ihrer Heirat mit dem Ballett aufhören und einen „richtigen“ Job annehmen, der Geld bringt. Eine ihrer Schülerinnen ist Thalia, die mit zwei Jahren einen Tumor diagnostiziert bekam. Beide Augen mussten entfernt werden. Der Film zeigt auch, wie sie wegen ihrer Behinderung in der Schule ausgegrenzt wird. Echte Freunde findet sie online und unter den Tänzerinnen und Tänzern: „Wenn du tanzt, zeigst du, wer du wirklich bist. Du zeigst eine Seite, die die Leute normalerweise nicht sehen“, stellt sie fest. Den Rahmen des Films bildet die Aufführung der neuen Choreografie eines Ballettlehrers, der wegen seiner Arthrose selber nicht mehr aktiv tanzt, in einem großen Saal. Star des Abends ist Geyza, die sich im echten Leben oft hilflos und überfordert fühlt. Auf der Bühne strahlt sie und ist ganz sie selbst. Ein beeindruckender Film, der lange nachhallt und die Frage aufwirft, warum dieses innovative Konzept nicht schon längst seinen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten hat.

Ursula Gaisa

  • „Looking At The Stars“ kommt am 13. Februar in die deutschen Kinos.

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