Rezensionen
Swinging Klezmer
Hot & Cool: Bahdim, Swinging Klezmer and Tango Music, housemaster records
Klezmer, Swing und Tango: Wie geht das zusammen? Wo und wie sind sich diese Musikstile begegnet? Zwischen den 1880er- und den 1930er-Jahren wanderten Millionen Juden aus Osteuropa in die USA aus und siedelten sich hier vor allem in New York an. Das erhoffte bessere Leben ließ sich längst nicht immer realisieren.
Hot & Cool: Bahdim, Swinging Klezmer and Tango Music, housemaster records
Als Gegengewicht zum oft harten Arbeitsalltag entwickelte sich ein reiches Musikleben: Jiddische Musikkultur mischte sich hier aufs Spannendste mit afroamerikanischem Jazz und Swing. Die Formation „Hot & Cool“, Musikerinnen und Musiker, die auch in der klassischen Musik zu Hause sind (Gesang, Violine, Saxophon, Akkordeon, Gitarre und Violoncello), legt mit „Bahdim“ bereits die vierte CD vor, auf der sie sich dieser Musik widmet. Da mischt sich Fetziges, Fröhliches mit Melancholie und Traurigkeit. Gesungen wird über „Mahzel“ (Glück) oder übers Verliebtsein. Zutiefst bewegend das Lied „Where can I go/Vu ahin soll ikh gejn“: Die Melodie stammt von Oskar Strock, der Text vom im Auschwitz ermordeten Igor S. Korntrayer, der verzweifelt danach fragt, wo die Juden überhaupt noch leben können und dürfen. „Wohin soll ich geh’n? Es ist verschlossen jede Tür... Die Welt ist groß genug, nur für mich ist sie eng und klein... Wohin soll ich geh‘n?“
Stilistisch fügen sich die Tangostücke sehr gut in diese Musik ein. Eine CD, die in erster Linie einfach wunderbare Musik bietet, darüber hinaus eine Musikkultur mit durchaus historisch-politischem Hintergrund vermittelt und damit heute vielleicht wichtiger ist denn je.
Barbara Haack
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