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Social Distance in der Kultur

„Social Distance Stack“ mit den Stuttgarter Philharmonikern. Foto: Florian Mehnert

„Social Distance Stack“ mit den Stuttgarter Philharmonikern. Foto: Florian Mehnert

Für das Projekt „Social Distance Stack“ des Künstlers Florian Mehnert (s. unser Foto) haben sich Mitglieder der Stuttgarter Philharmoniker in Konzertkleidung in transparente aufblasbare PVC-Luftblasen begeben und sich dann fotografieren lassen. Mit seinem Fotoprojekt will Mehnert die allgegenwärtige Situation der sozialen Distanz in der Corona Pandemie sichtbar machen, um darüber eine Plattform der Auseinandersetzung und des Diskurses zu schaffen. Die Fotoserie ist ein „work in progress“, weitere Szenen sind geplant

Kulturabbau?

In seinem vorletzten „Kulturpolitischen Wochenreport“ meldet der Deutsche Kulturrat, der Frankfurter Stadtkämmerer Uwe Becker habe im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt ein düsteres Bild der Finanzlage in seiner Stadt gezeichnet. Durch die Einnahmeausfälle im Zusammenhang mit der Corona-Krise drohe Frankfurt die „vorläufige Haushaltsführung“ – was nichts anderes heiße, so der Kulturrat, als dass pauschal 25 Prozent aller Mittel gestrichen werden, für soziale Einrichtungen, für den Sport, die Wirtschaftsförderung, die Kultur. Kulturabbau kündigt sich auch in anderen Städten bereits an, zum Beispiel in Bamberg oder München. Zu erwarten sind Kürzungen ebenfalls in anderen Kommunen oder Kreisen. Dagegen regt sich im Kulturbereich Widerstand. Allerdings, so berichtet der Kulturrat weiter, gebe es auch Stimmen, namentlich vom Präsidenten der Kulturpolitischen Gesellschaft Tobias J. Knoblich, der in einem Grundsatzpapier für eine „reduktive Kulturpolitik“ plädiert. Er spricht davon „Transformation zu gestalten, Angebote ehrlich einzuschätzen, Projekte auch einmal auslaufen zu lassen, ohne alles auf Dauer zu stellen“. Und weiter: „Hinterfragen wir das Wachstumsparadigma in der Kulturpolitik, ändern wir unsere Mentalität, das Aufhören zu skandalisieren.“ Ob diese Forderung in einer Zeit des kulturellen Stillstands und angesichts der zu erwartenden Kürzungen hilfreich ist, mag dahingestellt sein. Knoblich ist im Hauptberuf Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Erfurt.

Studie über Ansteckungsgefahr in Konzerthäusern

Im Auftrag des Konzerthauses Dortmund haben das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut am Standort Goslar und die Messtechnik-Firma ParteQ die räumliche Ausbreitung von Aerosolen und CO2 in einem Konzertsaal experimentell untersucht. Die Studie erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und Hygieneexperten. Es ist die erste veröffentlichte Studie, die das Ziel verfolgt, experimentelle Daten zur Beurteilung einer möglichen Corona-Ansteckungsgefahr bei Besuchen von Konzerthäusern zu gewinnen. Am 2./3. sowie 20. November 2020 wurden umfangreiche Messungen im Zuschauerraum und den Foyers des Konzerthauses vorgenommen. Die Auswertungen der experimentellen Untersuchungen zeigten, so eine Pressemeldung des Konzerthauses, dass insbesondere im Saal unter den gegebenen Bedingungen die Gefahr der Übertragung von Infektionen durch Aerosolübertragung nahezu ausgeschlossen werden könne. Vor allem die vorhandene zentrale Lüftungsanlage sowie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes sollen die Aerosol- und CO2-Belastung stark verringern, sodass theoretisch eine Vollbesetzung im Saal denkbar wäre. Unter Einbezug der Zuwege und Foyers wird jedoch eine Saalbelegung im Schachbrettmuster und damit 50 Prozent der Saalkapazität empfohlen. Mit der Studie könnten laut der Meldung neben konkreten Ergebnissen für einen Besuch im Konzerthaus Dortmund auch Aussagen für andere Konzerthäuser oder Theater ähnlicher Größenordnung getroffen werden.

Weitere Unterstützung für Themis-Vertrauensstelle

Kulturstaatsministerin Monika Grütters wird die Themis-Vertrauensstelle auch über die dreijährige Anschubfinanzierung hinaus mit Bundesmitteln unterstützen. Als unabhängige Einrichtung bietet die branchenübergreifende Vertrauensstelle Themis Betroffenen sexueller Belästigung oder Gewalt insbesondere aus der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterbranche juristische und psychologische Beratung an. Zudem können sich Arbeitgeber aus Kultur und Medien hier über wirksame Präventionsmaßnahmen informieren. Für den Aufbau des Beratungsangebotes hat die Kulturstaatsministerin seit 2018 insgesamt 300.000 Euro bereitgestellt, die unter anderem aus dem Bereich der öffentlich-rechtlichen und privaten Medien ergänzt werden. Nach Ablauf der ersten Förderphase Mitte 2021 sollen nun im Anschluss erneut Bundesmittel für eine weitere Förderperiode aus dem Kultur-
etat hinzukommen.

Alarmstufe Rot

Theater Dortmund (Foto: Theater Dortmund).

Theater Dortmund (Foto: Theater Dortmund).

Corona-Lockdown für die Kultur: Während im November noch vieles möglich war, mussten Theater, Konzerthäuser, Museen, Kinos und andere Einrichtungen schließen. „Alarmstufe Rot“ ist eines der Aktionsbündnisse, die auf die prekäre Lage von Künstlerinnen und Künstlern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam machen. Einige Theater machten sich Anfang November die „Alarmstufe Rot“ zu Eigen.

 

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