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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Pluralismus der Klangideale
Slawisches Repertoire in europäischen Städten
Betreff: Beschäftigung von Juden
Ausstellung „Verstummte Stimmen“ in Stuttgart

Portrait
Wer ist denn eigentlich dieser Tybalt?
Das Kinderprogramm der Bayerischen Staatsoper
Ein Plädoyer für das Weibliche
Zum 150. Geburtstag von Giacomo Puccini

Berichte
Viel Geschrei, wenig Gesang
Ruzickas „Hölderlin“ in Berlin uraufgeführt
Panoptikum der Gegenwelten
DANCE 2008 in München
Liquidation der Kriminalisten
Franz Hummels „Der Richter und sein Henker“ in Erfurt
Das Prekariat auf der Opernbühne
„Wozzeck“ an der Münchner Staatsoper

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Nachrichten
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Unsichtbar gesteuert
Die Tänzer und die Stasi
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Lucia Aliberti singt frühe Verdi-Arien

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Schlagzeilen

 

Tod von Fred Hoffmann
45 Jahre lang stand Fred Hoffmann seiner Frau Konstanze Vernon zur Seite: als getreuer Begleiter, tatkräftiger Unterstützer, zuverlässiger Ratgeber und finanzieller Mitstreiter in allen Belangen und bei allen Projekten, die sie anpackte. Dabei zog er es vor, die Fäden im Hintergrund zu ziehen. Vor 30 Jahren, als beide gemeinsam in München begannen, eine vernünftige Ausbildungsstruktur für junge Tänzer aufzubauen, hatte Hoffmann die Idee, die Form einer Stiftung zu wählen. Damit sicherte er der Institution den Vorteil, ihr Geld nach vielerlei Möglichkeiten und eigenen Prioritäten flexibel und gezielt für die Ballett-Ausbildung einzusetzen. So wurde 1978 die Heinz-Bosl-Stiftung gegründet. Fred Hoffmann war von der ersten Stunde an mit der Vorstandsleitung betraut. Mit seiner Hilfe erfolgte die Ernennung zur Ballett-Akademie, die Eröffnung von fünf neuen Trainingssälen in den ehemaligen Schwabinger Trambahndepots und die Fertigstellung eines Wohnheims für Ballett-Studenten. Zuletzt hatte Hoffmann im November den mit 15.000 Euro dotierten stiftungseigenen „Classique“ vorgestellt. Er wurde an die Solisten Norbert Graf (Bayerisches Staatsballett) und Michael Banzhaf (Berliner Staatsballett) verliehen. Nun ist Fred Hoffman unerwartet in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember gestorben.
Vesna Mlakar

Staatsopern-Umzug
Die Staatsoper Unter den Linden wird als Ausweichquartier während ihrer Sanierung nun wohl doch wie geplant das Schillertheater nutzen. Ein möglicher Umzug in den Admiralspalast am Bahnhof Friedrichstraße spiele in den Überlegungen keine Rolle, verkündete ein Sprecher der Kulturverwaltung. Zwischenzeitlich war vom Betreiber des Admiralspalastes, Falk Walter, ein Angebot ausgegangen, die Staatsoper dorthin auszulagern. Laut Presseberichten hätte dieser Umzug kostengünstiger bewältigt werden können, außerdem stünden im Admiralspalast mehr Plätze zur Verfügung.

Staatsziel Kultur
Der Bundesrat hat beschlossen, den vom Land Berlin eingebrachten Gesetzentwurf für ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz nicht in den Bundestag einzubringen – obwohl der Kulturausschuss des Bundesrates sich für die Einbringung des Staatsziels Kultur ausgesprochen hatte. Die Bundesregierung teilt darüber hinaus auf eine Große Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag („Achtung der Grundrechte“) mit, dass sie derzeit keine Einführung weiterer Staatsziele plant. Der Deutsche Kulturrat wertete diese Auskunft als ein „klares Votum gegen das Staatsziel Kultur“.

Pendlerpauschale
Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 9. Dezember 2008 die im Jahr 2007 eingeführte Kürzung der Pendlerpauschale auf Entfernungen über 20 Kilometer für verfassungswidrig erklärt. Rückwirkend ab 2007 gilt bis auf weiteres wieder die alte, die Gesamtentfernung steuermindernd berücksichtigende Regelung.

Zum dritten Mal: Theaterpreis „DER FAUST“
Zum dritten Mal wurde im November in einer feierlichen Galaveranstaltung der Deutsche Theaterpreis „DER FAUST“ verliehen. Im Opernhaus der Staatstheater Stuttgart wurden in Anwesenheit von Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Günther H. Oettinger Künstler in verschiedenen Theater-Kategorien ausgezeichnet. Für die beste Regie im Bereich Musiktheater wurde Christof Loy geehrt. Die Jury würdigte damit seine Inszenierung von „Così fan tutte“ an der Oper Frankfurt. Die beste Choreografie lieferte nach dem Urteil der Jury William Forsythe mit „Yes we can’t“ am Festspielhaus Hellerau. In der Sparte „Beste darstellerische Leistung Tanz“ wurde Kenji Takagi für sein Solo in „Bamboo Blues“ am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ausgezeichnet, als beste Sängerdarstellung im Musiktheater wurde die Leistung von Iris Vermillion für die Titelrolle in der „Penthesilea“ an der Sächsischen Staatsoper Dresden bewertet. Die Sängerin bedankte sich während der Verleihung bei der „mutigen Dresdner Oper“, die das dramatische Meisterwerk Othmars Schoecks nach 80 Jahren wieder an den Ort seiner Uraufführung zurückgebracht habe. Kooperationspartner beim Deutschen Theaterpreis sind der Deutsche Bühnenverein, die Kulturstiftung der Länder und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste.

Zum ersten Mal: Birgit Nilsson Preis
Drei Jahre nach dem Tod von Birgit Nilsson (1918-2005) wird erstmals ein von der großen Wagner-Sängerin gestifteter, mit einer Million Dollar hoch dotierter Preis vergeben. Die Sopranistin hat den Namen des ersten Preisträgers selbst bestimmt und in einem versiegelten Brief hinterlassen. Er soll kurz nach dem Jahreswechsel geöffnet werden. Der Preis soll in Zukunft jeweils im Abstand von zwei oder drei Jahren für besondere Leistungen von Sängern, Dirigenten oder Ensembles auf dem Gebiet der Oper oder Konzertmusik verliehen werden.

... die anderen Fakten

Figaro hier – Figaro da
Sein Vertrag in Paris läuft aus, von seinem Vertrag mit der New York City Opera, der im September 2009 beginnen sollte, ist Gerard Mortier zurückgetreten, da diese ihm statt der vereinbarten 60 Millionen Dollar angesichts der ansteigenden Finanzkrise nur 36 Millionen zusichern konnte. So jedenfalls die offizielle Lesart. Aus seiner Bewerbung, als Copilot dem Grünen Hügel Bayreuths zur Verfügung zu stehen, war nichts geworden und ob die Essener jemals ernsthaft überlegt haben, ihn als Nachfolger des geschassten Philharmonie-Intendanten zu holen, muss angesichts der dort vorgegebenen personellen Machtverhältnisse bezweifelt werden – Pressespekulationen hin oder her.
Die Mitteilung, Gerard Mortier werde ab Januar 2010 das Teatro Real in Madrid leiten, vermag daher nur insoweit zu überraschen, als es die abenteuerlichste Variante ist. Madrid spielt nicht in der ersten Liga Europas; wie Mortier mit dem katholisch-nationalistisch-bürgerlichen Teil des Madrider Publikums zu Rande kommen wird, wie er die Konkurrenz mit dem progressiven Barcelona, mit dem höher dotierten Valencia aushalten will, sind offene Fragen. Es geziemt sich, dem gerade 65 gewordenen Opernmanager politisches Geschick und künstlerisches Glück zu wünschen.

Kein SS-Panzerchor
Irritierend zu lesen war es, dass der Reichsführer SS Himmler sich im März 1943 an einer militärischen Aktion nicht beteiligt habe, weil „der SS-Panzerchor nicht zu dem Angriff vorgesehen war“. So die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die erst in der Woche darauf richtig stellte, es habe sich um eine Verballhornung von „SS-Panzerkorps“ gehandelt.

Leise, leise, fromme Weise
Der wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Union „für neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken“ (Scenihr) ist zu der nunmehr belegbaren Erkenntnis gelangt, dass eine Überschreitung der am Arbeitsplatz geltenden EU-Lärmschutzwerte bereits dann gegeben sei, wenn ein Nutzer eines MP3-Players sein Gerät fünf Stunden in der Woche mit mindestens 89 Dezibel einschalte. Bei rund zehn Prozent der Nutzer der tragbaren Geräte bestehe die Gefahr schwerer Gehörschädigungen bis hin zum vollständigen Hörverlust, wenn sie sich mindestens in einem Zeitraum von fünf Jahren täglich eine Stunde lang dieser Dezibel-Belastung aussetzten.
Mit Lärmschutz hatte auch eine gut halbstündige Unterbrechung der Wozzeck-Premiere am Stadttheater Bern zu tun. Nach der ersten Szene räumte der Lübecker Operndirektor und Berner Gastdirigent das Kapellmeisterpult und hinterließ Ratlosigkeit auf der Bühne und im Zuschauerraum. Nur im Orchestergraben herrschte Klarheit: weil Roman Brogli-Sacher war gegangen, da das Orchester angesichts fehlender Schallschutzmaßnahmen, für die das Berner Theater nicht geeignet ist, sich entschlossen hatte, das bekanntlich große Besetzung fordernde und nicht gerade leise Stück nur pianissimo bis piano zu spielen. Offenbar hatten beide Seiten nicht mit der Konsequenz der anderen gerechnet: Gehörschutz gegen Kunst.
Dem Intendanten Marc Adam gelang es schließlich, Alban Berg und mit ihm die verwirrten Zuhörer zu retten. Er habe das Orchester überzeugen können, erklärte er dem Publikum. Man werde das Stück noch einmal von Anfang an spielen – und jetzt mit den vom Komponisten, nicht von der EU gewünschten Lautstärken. Übrigens war der Intendant zugleich auch der Regisseur des Werkes.

Die VdO plant für den 1. Februar 2009 in Berlin ein Symposium zum Thema
„TanzTransition“.

Eingeladen sind alle interessierten aktiven Tänzer, die über dieses Thema diskutieren wollen. Hintergrund der geplanten Diskussion sind die Empfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ und das daraus resultierende Gutachten von Cornelia Dümcke, sowie die Gedanken der VddB bezüglich der Abfindung für Tänzer.
Die VdO erhofft sich Anregungen und ein Meinungsbild aus diesem Symposium.
Als Referenten und/oder Diskussionspartner sind geplant: Tobias Könemann (Geschäftsführer VdO), Gerrit Wedel (Justiziar VdO), Stefan Moser (Mitglied des Bundesvorstands der VdO) und Sabrina Sadowska (Mitglied des Präsidiums der BBTK und der AG Transition der ständigen Konferenz TANZ e.V.).
Weitere Informationen bei Stefan Moser, Jacstef@web.de; Stichwort „TanzTransition“.

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