|
Geschäftsstelle TANZ–Transition besetzt
Heike
Scharpff, Diplom-Psychologin und Theaterregisseurin hat am 1. August
2010 die Geschäftsstelle der Stiftung TANZ–Transition
Zentrum Deutschland in Berlin übernommen. Die Geschäftsstelle,
bei der sich ab sofort Tanzschaffende informieren können,
beantwortet Fragen zur beruflichen Neuorientierung, gibt Hinweise
und Unterstützung für erste Schritte im neuen Berufsleben
und bietet Informationen über Fördermöglichkeiten.
Auch individuelle Unterstützung und persönliche Gespräche
zur Entwicklung einer beruflichen Zukunftsperspektive werden angeboten.
Heike Scharpff steht auch für Einzelcoachings zur Verfügung.
In den Gesprächen begleitet sie den individuellen Transition-Prozess
des jeweiligen Tänzers. Dazu gehört die Klärung
der aktuellen emotionalen Situation sowie der persönlichen
Interessen, Kompetenzen und Ziele. Es kann eine Stärken-Schwächen-Analyse
vorgenommen werden. Gemeinsam wird dann ein konkreter Zeit- und
Finanzplan für die berufliche Umorientierung erarbeitet. Heike
Scharpff studierte Psychologie in Marburg und ist Mitbegründerin
des freien Theaterhauses Waggonhalle in Marburg. Es folgte ein
dreijähriges Engagement als Regieassis-tentin am Staatstheater
Darmstadt. Seither arbeitet sie als freie Regisseurin am Stadttheater
und in der freien Szene. Sie absolvierte eine Weiterbildung als
Theater- und Dramatherapeutin. Seit Jahren arbeitet sie auch als
Trainerin/Coach und engagiert sich in der Kulturpolitik.
Kontakt: Stiftung TANZ – Transition Zentrum Deutschland,
Tel: 030 – 97 868 346. E-Mail: Heike.Scharpff@stiftung-tanz.com.
www.stiftung-tanz.com
Regisseur Joachim Herz ist gestorben
Traurige Nachricht aus Leipzig: Die Stadt, in der Joachim Herz
einst den legendären „Ring des Nibelungen“ von
Richard Wagner schmiedete, musste am 18. Oktober Abschied von ihm
nehmen. Der Regisseur hat im Alter von 86 Jahren die letzte seiner
vielen Bühnen verlassen. Kurz zuvor besuchte er noch, in sichtlich
angegriffenem Gesundheitszustand, die Feiern zum 50-jährigen
Bestehen des Opernhauses, das er am 9. Oktober 1960 mit den „Meistersingern
von Nürnberg“ eingeweiht hatte. Der 1924 in Dresden
geborene Künstler galt als „Urgestein“ modernen
Musiktheaters und schuf zwischen 1950 und 1991 insgesamt 126 Inszenierungen
an Bühnen in ganz Europa und an zahlreichen Häusern in Übersee.
Insbesondere Buenos Aires, Cardiff, London, Moskau, Vancouver,
Wien und Zürich war er verbunden. Sein Hauptwerk aber hat
er der Komischen Oper Berlin, Dresdens Staatsoper sowie „seinem“ Leipziger
Haus hinterlassen. Nach Anfängen an der Landesoper Radebeul
wechselte der frühere Kreuzschüler, beizeiten an Klavier
und Klarinette unterrichtet, als Assistent Walter Felsensteins
nach Berlin. Einem kurzen Regie-Intermezzo in Köln folgte
1957 der Ruf als Oberspielleiter nach Leipzig, wo Joachim Herz
von 1959 bis 1976 Operndirektor war. In dieser Zeit erarbeitete
er nicht nur jenen epochalen „Ring“, sondern auch Werke
von Berg, Borodin und Britten, Mozart und Mussorgski, Prokofjew
und Puccini, Schostakowitsch und Strauss, Tschaikowski, Verdi in
seiner Lesart, also als ein Theater ganz im Geist der Musik. Wiederholt
sah er in dieser Zeit die fruchtbarste seines Lebens. Zahlreiche
Inszenierungen wurden auf Gastspielen gefeiert, aber keine trat
einen Siegeszug wie Händels „Xerxes“ an, mit dem
Leipzigs Ensemble tatsächlich in aller Welt gastierte. Bis
1981 rieb er sich als Intendant und Chefregisseur an der Komischen
Oper auf, es folgten zehn Jahre an der wiedererrichteten Semperoper,
die Herz 1985 mit Webers „Freischütz“ und Strauss‘ „Rosenkavalier“ einweihen
konnte. Bis zuletzt war er zu Vorträgen und Konferenzen unterwegs,
nun wird seine Stimme fehlen.
Michael Ernst
Proteste im Freistaat Sachsen
Die sächsische Landesregierung plant eine Novellierung des
sächsischen Kulturraumgesetzes. Das bedeutet eine Neuordnung
des Kulturlastenausgleichs zwischen Land und Kommunen. Den Städten
im Freistaat – und damit auch ihren Theatern – drohen
Kürzungen in Millionenhöhe. In Leipzig wurde eine Art „Kurzarbeit“ angedroht:
Schließung des Opernhauses für ein halbes Jahr. Wer
so argumentiert, hat die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur
gründlich missverstanden.
Abgestimmt wird im Landtag im Dezember. Doch die Kulturschaffenden
sind nicht bereit, ihre Felle kampflos schwimmen zu lassen. In
Leipzig protestierten Sänger und weitere Mitarbeiter der Oper
am Neuen Rathaus gegen die Kürzungen. In Dresden versammelten
sich 13.000 Menschen vor dem Landtag, um gegen die Haushaltspolitik
des Freistaats zu demonstrieren, darunter auch zahlreiche Kulturschaffende.
Ein „Leipziger Appell der Betriebs- und Personalräte
an Theatern und Bühnen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt“ fordert: „Kunst
und Kultur dürfen nicht kaputt gespart werden!“ Durch
eine langjährige Sparpolitik sowie eine chronische strukturelle
Unterfinanzierung sei eine Reihe von Häusern am Rande ihrer
Existenz in der bisherigen Form angelangt, heißt es in dem
Aufruf. Und weiter: „Die Sparpotenziale sind ausgeschöpft!
Ohne Einschnitte in die künstlerische Substanz sind weitere
Kürzungen nicht mehr möglich. Den Beschäftigten
ist weiterer Einkommensverzicht nicht mehr zumutbar.“ Unterschrieben
haben den Appell zahlreiche Theater der drei Bundesländer,
die Künstlergewerkschaften VdO, GDBA, DOV sowie die ver.di.
Protest gegen die anstehenden Kürzungen kommt auch vom Deutschen
Bühnenverein. Der Landesverband Sachsen im Deutschen Bühnenverein
gab in einer Erklärung bekannt, dass das Haushaltbegleitgesetz
zum Doppelhaushalt 2011/2012 die Solidarität der durch das
Kulturraumgesetz geförderten Einrichtungen in Frage stelle
und damit eine wichtige Grundlage der sächsischen Kulturlandschaft
bedrohe. Der Versuch der Politik, die Theater und Orchester zu
zwingen, gegenseitig ihre jeweilige Existenzberechtigung oder Aufgabenstellung
in Frage zu stellen, um durch Sparvorhaben entstandene Finanzprobleme
zu lösen, widerspreche dem kulturellen, ästhetischen
und moralischen Auftrag der Kunst im Freistaat. Weiter heißt
es: „Es drohen dramatische Einschnitte in das künstlerische
Angebot wie die Streichung von Inszenierungen oder Spartenschließungen.“
|