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Offener Brief zur rechten Zeit
Stefan Soltesz, Intendant und Generalmusikdirektor des Aalto Theaters Essen, hat in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Essen, Reinhard Paß, den Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Düsseldorf, Jürgen Büssow, und an den Kämmerer der Stadt Essen, Lars Martin Klieve, die Haushaltspolitik in Sachen Kultur kritisiert. „In fataler Gleichstimmung nennen Sie beim Thema Haushaltskonsolidierung stets an vorderster Stelle und in besonderer Ausführlichkeit die Aufwendungen für Kultur,“ schreibt Soltesz. Stets sei das kulturelle Leben der Stadt und der Region das bevorzugte Argumentationsfeld, wenn es um die Haushaltskonsolidierung gehe. Die Kultur werde zum Sündenbock gemacht. „Der Öffentlichkeit suggerieren Sie beständig einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Kulturförderung und Haushaltskrise und erwecken den Eindruck, das eine sei die Ursache des anderen. Ich kann nur hoffen, dass dies nicht aus Absicht geschieht. Tatsache ist: Die Kultur wird so zu einem Hauptverantwortlichen für die finanzielle Malaise der Kommunen gestempelt. Dass die Kultur dies nicht ist, wissen Sie genau.“ Soltesz appelliert in seinem Brief, „das Thema Kultur weit hintanzustellen, wenn Sie über Haushaltssanierung diskutieren. Denn dort kann die Kultur ausnahmsweise lediglich einen bedeutungslosen Rang einnehmen.“
Gerade im Jahr der Kulturhauptstadt RUHR.2010 könne es ihm und seinen Mitarbeitern nicht gleichgültig sein, unterschwellig als Verschwender der raren öffentlichen Gelder gebrandmarkt zu werden, so der Intendant. Es sei für ihn selbstverständlich, mit den ihm anvertrauten Mitteln sorgfältig und sparsam umzugehen. Ebenso selbstverständlich sei die Bereitschaft, sich konstruktiv an Gesprächen über machbare und verantwortbare Veränderungen zu beteiligen. Er erwarte jedoch auch Fairness in der Diskussion. „Die ständige Thematisierung der Kultur im Zusammenhang mit der Finanznot der Städte empfinde ich als unrichtig, beinahe demagogisch.“

Mehr Geld für die Kultur in Deutschland
Zum fünften Mal in Folge wird der Bund mehr Geld für die Kultur ausgeben. Der vom Bundeskabinett in Berlin beschlossene Regierungsentwurf zum Haushalt 2010 sieht trotz der Rekord-Neuverschuldung zusätzliche Mittel für die Kultur in Höhe von 17 Millionen Euro vor. Das entspricht einer Erhöhung von 1,5 Prozent. Das Gesamtvolumen des Haushaltes des Kulturstaatsministers Bernd Neumann beträgt rund 1,2 Milliarden Euro. Seit seinem Amtsantritt 2005 erreichte Neumann damit eine Steigerung der Kulturausgaben von zehn Prozent.

Bund muss helfen
Der Deutsche Bühnenverein fordert von der Bundesregierung mehr Geld für Länder und Kommunen. Aufgrund sinkender Steuereinnahmen werde sich wahrscheinlich auch im Jahr 2010 die Frage nach Einsparungen im Kulturbereich stellen, sagte der Geschäftsführende Direktor, Rolf Bolwin. „Theater und Orchester schauen deshalb mit Sorge in die Zukunft.“ Die Einsparpotenziale bei den zumeist von Ländern und Kommunen getragenen Häusern seien „gering, wenn sie überhaupt noch vorhanden sind“.
Allein die von der Bundesregierung beschlossenen Steuererleichterungen bedeuteten für die Kommunen Mindereinnahmen von rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr, so Bolwin. Mit Blick auf den Erhalt von Bühnen und Orchestern müsse der Bund deshalb sicherstellen, dass „genügend Geld bei den Kommunen ankommt“. Auch ein „Kulturzuschuss“ des Bundes komme in Betracht.
Der Deutsche Kulturrat setzt sich für die Einrichtung eines Nothilfefonds des Bundes für notleidende Kultureinrichtungen ein. Ohne einen solchen Fonds werde es „in den kommenden Jahren zu einem erheblichen kulturellen Kahlschlag kommen“, warnte DKR-Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Der Bund habe zwar keine Verantwortung für die kommunale Kulturfinanzierung, könne bei einer akuten Notlage aber durchaus einspringen.

Preis für den Chor der Staatsoper Unter den Linden
Der Chor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin wurde Ende November 2009 im Berliner Dom mit dem Chorpreis der Europäischen Kulturstiftung ausgezeichnet. Die Europäische Kulturstiftung ist eine der bedeutendsten Stiftungen im Bereich des Kulturschaffens und würdigt herausragende Persönlichkeiten der Politik, der Wirtschaft oder Menschen mit besonderem sozialen Engagement. So gehörten Claudio Abbado und Daniel Barenboim ebenso zu den Ausgezeichneten wie Michail Gorbatschow oder der Kulturkanal „arte“.
In seiner Laudatio für den Chor würdigte der Kommissarische Intendant und Operndirektor der Lindenoper Ronald H. Adler den besonderen künstlerischen Farbenreichtum, die Spielfreude auf der Opernbühne und das immense stilistische Spektrum des Chores, der auch auf der Konzertbühne regelmäßig zu hören ist. Chorvorstand Thomas Vogel bedankte sich bei der Entgegennahme des Preises für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Chordirektor Eberhard Friedrich und dem GMD der Staatsoper, Daniel Barenboim. Im Anschluss an die Preisverleihung sang der Chor der Staatsoper unter großem Applaus einen Ausschnitt aus dem „Tannhäuser“.
Des weiteren geehrt wurden der frühere Ratsvorsitzende der EKD Wolfgang Huber für seine Verdienste um Theologie und Kulturkommunikation mit dem „Europäischen Kulturpreis für Theologie“. Außerdem erhielt der Hamburger Reeder Peter Krämer den „Europäischen Pro Humanitate Preis“ für sein Projekt „Schulen für Afrika“.
Andreas Neher

Ordensvergabe nach sächsischer Art
Marketing-Stratege Hans-Joa-chim Frey (s. Bericht aus Bremen, S. 7) setzt auch in Dresden auf Markenbildung. Der Chef des Semperopernballs hatte 2009 mit der Auszeichnung Wladimir Putins mit einem der Semperoper-Orden zwar nicht die Zustimmung der Dresdner Bürger gefunden, wohl aber die Aufmerksamkeit der Medien erzeugt, die er sich für das Dresdner Traditions-Event wünschte. In diesem Jahr erhielt – weitgehend unangefochten – Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf den Orden im Rahmen des rauschenden Tanzfestes. Neben ihm durfte – stellvertretend für den jüngst verstorbenen Bruder – La Toya Jackson den Preis in Sachen Charity-Engagement entgegen nehmen. Michael, der Wohltäter: Wenn‘s der Markenbildung dient...
Moderiert wurde das Event wie immer seit seiner Wiederbelebung vor fünf Jahren von Gunther Emmerlich, Gastgeber der MDR-Sendung „Krone der Volksmusik“. Ihm zur Seite stand in diesem Jahr Miriam Pielhau, ihres Zeichens ehemalige „Big Bro-ther“-Moderatorin.

 

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