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Krise in Eutin – Insolvenz abgewendet
Es brodelt bei den Eutiner Festspielen. Eine Ende Mai drohende
Insolvenz konnte trotz enormer wirtschaftlicher Probleme verhindert
werden. Das traditionsreiche – kleine aber feine – Opernfestival
in dem schleswig-holsteinischen Städtchen muss allerdings
jetzt mit den Auswirkungen des Intendanten-Rauswurfs und einem
stark zurückgehenden Kartenverkauf fertig werden. Intendant
Jörg Fallheier hatte in den drei Jahren seiner Amtszeit
ambitioniertes Musiktheater nach Eutin gebracht. Allerdings schlossen
die beiden letzten Jahren defizitär ab. Die Abfindung für
den im August 2007 gekündigten Intendanten drückt nun
zusätzlich auf das Finanzsäckl, die Aufführung
der „Tosca“ wurde bereits wegen schlechten Vorverkaufs
abgesagt. Geplant sind jetzt zwei Inszenierungen, „Tannhäuser“ und „Barbier
von Sevilla“ stehen noch auf dem Programm, dazu eine italienische
Opern-Nacht. Die Gesellschafter der Eutiner Festspiele gGmbH
beschlossen eine Kapitalerhöhung, außerdem stimmten
sie dem Antrag des Gesellschafters Gerhard Voss zu, die Organe
der Gesellschaft auf Schadensersatz in Regress zu nehmen. Am
11. Juni trat der Aufsichtsrat der gGmbH daraufhin geschlossen
zurück. Die Geschäftsführung sei jedoch handlungsfähig,
meldeten die Festspiele. Am 16. Juni werde der Probenbetrieb
wie geplant beginnen. Ein neuer Aufsichtsrat war bei Redaktionsschluss
noch nicht gewählt.
Enttäuscht über diese Entwicklung zeigte sich Interims-Intendant
Heinz Dieter Sense: „Ich bedaure sehr, dass ich mich im Herbst
vorigen Jahres zur Übernahme der Intendanz der Eutiner Festspiele
habe überreden lassen.“ Auf seinen Nachfolger Matthias
von Hülsen jedenfalls wartet keine leichte Aufgabe.
Generalsanierung in Meiningen geplant
Das Große Haus des Meininger Theaters steht vor der ersten
Generalsanierung in seiner 100-jährigen Geschichte. Voraussichtlich
im Frühsommer 2010 sollen die Arbeiten beginnen, die nach
Angaben von Intendant Ansgar Haag „deutlich über 20
Millionen Euro“ kosten werden. Die Finanzierung erfolge über
Fördermittel der EU und des Landes sowie einen Eigenanteil
der Stadt. Der neo-
klassizistische Theaterbau war nach einem Theaterbrand im Jahr
1909 errichtet worden. Haag zufolge müssen die veraltete Bühnenmaschinerie
und Haustechnik auf einen zeitgemäßen modernen Stand
gebracht werden. Vorgesehen seien auch Modernisierungsarbeiten
im Zuschauer- und Garderobenbereich. Die denkmalgerechte Generalsanierung,
soll nur 15 Monate dauern. Die Spielzeit 2010/11 werde „eine
Durststrecke“, sagte Haag. Neben den Neuen Kammerspielen
will der Intendant die rund 2.000 Besucher fassende große
Maschinenhalle des Dampflokwerkes in Meiningen für Aufführungen
nutzen.
Urteile zu den Halberstädter Überfällen
Das Amtsgericht Halberstadt, das in Magdeburg über den Überfall
auf Theaterschauspieler in Halberstadt verhandelte, hat den 23-jährigen
Hauptangeklagten zu zwei Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung
verurteilt. Die drei Mitangeklagten wurden freigesprochen. Das
Gericht sah es als erwiesen an, dass der Hauptangeklagte mindestens
drei Ensemblemitglieder attackiert hatte. Den anderen Angeklagten
konnte keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden. Der 23-Jährige
hatte als einziger gestanden, die Schauspieler am 9. Juni 2007
angegriffen und einen von ihnen geschlagen zu haben. Er bestritt
jedoch ein politisches Motiv. Er wolle aus der rechten Szene aussteigen
und über diese aussagen. Die Ensemblemitglieder des Nordharzer
Städtebundtheaters waren von mehreren mutmaßlich rechtsextremen
Schlägern brutal verprügelt worden.
Cuvilliés-Theater festlich wiedereröffnet
Am
14. Juni wurde das Münchner Cuvilliés-Theter nach
mehrjähriger Generalsanierung mit einer „Idomeneo“-Inszenierung
der Bayerischen Staatsoper wiedereröffnet. Mozart hatte die
Oper eigens für das damalige Hoftheater der Wittelsbacher
komponiert, wo sie 1781 uraufgeführt wurde.
Vor allem die Bühnen- und Haustechnik des Theaters wurde erneuert,
ebenso der Brandschutz. Der kostbare Innenraum des Rokokotheaters,
das Francois Cuvilliés der Ältere von 1751 bis 1755
errichtete, wurde vorsichtig aufpoliert. Ein bislang offener Innenhof
im Bereich des Foyers erhielt eine moderne Glaskuppel. Die Rokoko-Inneneinrichtung
des 1944 von Bomben zerstörten Cuvilliés-Theaters war
ausgelagert worden; im so genannten Apothekenstock der Münchner
Residenz wurde es wieder aufgebaut und 1958 eröffnet. Seinen
ursprünglichen Platz nimmt heute das von 1948 bis 1951 neu
erbaute Residenztheater ein. Die Renovierung des nur 523 Plätze
fassenden Logentheaters kostete insgesamt 25 Millionen Euro. Klaus
Zehelein, Präsident der Bayerischen Theaterakademie und des
Deutschen Bühnenvereins, forderte im Zusammenhang mit der
Wiedereröffnung, das Theater ganzjährig zu nutzen. Nach
bisherigen Planungen soll das Haus, das der Bayerischen Schlösserverwaltung
und damit dem Finanzministerium untersteht, nur an etwa 100 Abenden
im Jahr vom Bayerischen Staatsschauspiel als Nebenbühne genutzt
werden. Zehelein plädierte dafür, die künstlerische
Zuständigkeit für das Theater auf das Kunstministerium
zu übertragen und einen eigenen Intendanten zu bestellen.
Es sei „unmöglich“, dass das für viel Geld
sanierte, wieder voll funktionstüchtige Rokokotheater seinem
eigentlichen Zweck „entfremdet“ werde, sagte Zehelein. „Dieses
Juwel darf kein Museum oder eine VIP-Halle sein.“
Studie zur Theater-Situation in Deutschland
Der
Fonds Darstellende Künste hat gemeinsam mit weiteren
Fach-Institutionen eine großangelegte komplexe Studie für
2008 geplant. Die Untersuchung soll neue Aufschlüsse über
die Arbeits- und Lebensbedingungen der professionell tätigen
Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland geben. Der Fonds Darstellende
Künste setzt sich für die Interessen der freien Theater-
und Tanzschaffenden ein. Deshalb ruft er alle professionellen Theater-
und Tanzschaffenden auf, sich an der Studie zu beteiligen Der Fragebogen
steht auf der Homepage des Fonds www.fonds-daku.de zur Verfügung.
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